Design Materialien

Aus diesem kompostierbaren Hocker wachsen Wildblumen

Schön gefeiert, das Festival ist vorbei, und überall liegt Müll herum. Gerade für solche Situationen wäre es doch wunderbar, wenn sich alles in der Natur zersetzen könnte. Eine Idee, die der Designer Gisung Han zum Anlass nahm, um einen Hocker zu entwickeln, der vollständig kompostiert und woraus Wildblumen wachsen können.

Ein Hocker aus Kartoffelstärke und Blumensamen

Der Blumen-Hocker „Blooming Decay Stool“ besteht aus Blumensamen und Kartoffelkunststoff, der beim Verrotten zu Blumen erblüht. Gisung Hans Ziel war es, ein nachhaltiges Materialdesign zu schaffen, das sowohl kunstvoll als auch herstellbar ist. Bestehende nachhaltige Materialdesigns neigen seiner Meinung nach dazu, zu handwerklich oder künstlerisch zu sein. Han hingegen strebte an, eine Balance zwischen künstlerischem Ausdruck und Produktionsfreundlichkeit zu finden.

Gisung Han stellte sich dabei die Frage: Muss ein Stuhl wirklich robust sein? Wie wäre es mit einem Stuhl, der leicht zerbricht und dabei schöner wird, je mehr er zerfällt? Der kompostierbare Blumen-Hocker verkörpert diese Idee der Schönheit des Verschwindens. Konträr zur langen Haltbarkeit und Qualität des Produkts steht hier beim Design eine möglichst schnelle Zersetzung im Mittelpunkt.

 

Die Entstehung des Hockers

Um die Idee umzusetzen, forschte Gisung Han an verschiedenen Biokunststoffen. Er begann mit Experimenten mit Agar-, Reis-, Mais-, Gelatine- und Tonkunststoffen, die mit Blumensamen versehen werden könnten. Schließlich entschied er sich für kartoffelbasierenden Kunststoff aufgrund seiner Stärke, Trockenheit, Verfügbarkeit der Materialien und Verarbeitungsfreundlichkeit.

In den Experimenten pflanzte er kartoffelbasierenden Biokunststoff, der Samen enthielt, in einen Topf. Drei Wochen später begann der Biokunststoff zu keimen, und nach weiteren drei Wochen wuchs er kräftig. Herausforderungen wie Schimmelbildung und Verformungen während des Trocknens wurden durch die Zugabe von Materialien wie Kokosfasern und Luffa überwunden, was die Struktur verstärkte und Elastizität hinzufügte.

Forschung zur Herstellungsmethode

Gisung Han testete verschiedene Herstellungsmethoden, darunter die Blockerstellung gefolgt von Bearbeitung und die 3D-Formenherstellung. Beide Methoden scheiterten jedoch aufgrund von Trocknungsproblemen. Schließlich erwies sich die Verwendung einer 15-mm-Flachplatten-Formtechnik als optimal. Um Schimmelbildung zu verhindern, fügte er Essig hinzu.

Outdoor-Hocker mit dreibeiniger Struktur

Da Outdoor-Stühle auf unebenen Flächen verwendet werden, wurde eine dreibeinige Struktur mit zylindrischen Beinen entworfen. Diese Form erleichtert eine natürliche Rückkehr in die Umwelt, wenn der Stuhl entsorgt oder gebrochen wird. Das Design legt den Fokus auf das Material und verwendet grundlegende geometrische Formen, ergänzt durch auffällige Elemente wie das Blütenblattmotiv auf der Oberfläche des Hockers.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten des Materials

Viele Designs aus bestehenden Biokunststoffen sind laut Gisung Han für die Massenproduktion unpraktisch, da sie oft hohe Temperaturen oder spezielle Materialien erfordern. Der Blumenzersetzungs-Hocker besteht jedoch aus leicht verfügbaren Materialien und ist einfach zu produzieren. Darüber hinaus besitzt er das Potenzial für ein Meal-Kit-Geschäftsmodell mit Papierformen.

Gisung Han

Gisung Han ist Industriedesigner und studiert derzeit sowohl Ingenieurwesen als auch Design am Imperial College in London. Mit über zehn Jahren Erfahrung als Industriedesigner in Korea hat er Haushaltsgeräte, Möbel und Markendesigns gestaltet. Der kompostierbare Blumen-Hocker ist Teil eines Projekts, das im Rahmen des Innovation Design Engineering-Kurses, einem gemeinsamen Programm des Imperial College London und des Royal College of Art, durchgeführt wurde.

Flower Power statt Müllhaufen

Der „Blooming Decay Stool“ von Gisung Han ist nicht nur ein Beispiel für innovatives Produktdesign, sondern auch eine Inspiration für kreislauffähige Materialentwicklung. Indem er nachhaltige Materialien verwendet, die sich in der Natur zersetzen und dabei sogar noch zur Biodiversität beitragen, zeigt Han, wie Design einen Beitrag dazu leisten kann, Produkte mit einem positiven Impact zu entwickeln. Mit solchen Ideen könnten Festivals in der Zukunft nicht nur weniger Müll, sondern sogar mehr Blumen hinterlassen. Das nennen wir: Flower Power!

Bilder: (c) Gisung Han

 

Apropos Hocker: Kennen Sie schon den genialen Hockenheimer?

Dieser Hocker aus der Ideenschmiede des Designstudios NJU sammelt auf clevere Weise Magazine auf einem Stapel, bindet sie mit schicken Riemen zusammen und bietet mit einem schönen Kissen obendrauf eine bequeme Sitzgelegenheit. Eine coole Designlösung, bei der die Magazine mehrere Funktionen erfüllen: zum Sitzen und zum Lesen! Der Hockenheimer ist erhältlich bei uns im Lilli Green Shop.

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