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Sex mit dem Einhorn – Vegane Design-Kondome mit Feenstaub

Die Macher des Berliner Kondom-Unternemens einhorn haben schon ordentlich für Wirbel gesorgt. Die Gründer sind in Einhorn-Kostümen durch die Welt gegangen, haben mit einem Youtube-Soap die Sozialen Medien erobert, und vor Gericht standen Sie auch schon, weil sie auf der Packung versprachen, mit einem Kondom gäbe es bis zu drei Orgasmen. Dass die Kondome dazu auch noch vegan sind, fair und nachhaltig hergestellt werden, und die Hälfte der Gewinne an soziale Projekte spenden wollen, würde man dabei fast vergessen. Deswegen haben wir die Märchen-Verhüter mal bei den Hörnern genommen und zum Interview gebeten:

Was ist an euren Kondomen vegan, und ist der Sex mit anderen Kondomen nicht vegan?
Die meisten Kondome sind nicht vegan. Viele benutzen in der Herstellung das Milchprotein Casein als Weichmacher oder testen die Kondome an Tieren. Bei der Herstellung der einhörner verzichten wir darauf.

Was bedeutet für euch „Fairstainability“?
Fairstainability ist ein ganzheitlicher Ansatz. Wir wollen  in allen Bereichen und im ganzen Lebenszyklus eines einhorn Kondoms Fairness- und Nachhaltigkeitsaspekte voran bringen. Das sind ganz unterschiedliche Bereiche – von einer fairen Bezahlung entlang der Lieferkette über den Schutz der Biodiversität im Kautschukanbau bis hin zu einem möglichst geringen CO2-Verbrauch entlang des einhorn Lebenszyklus. Das Ganze wollen wir transparent und ehrlich kommunizieren und den Kunden zeigen, woran wir gerade arbeiten und auch was wir noch nicht leisten können.

Was sind dabei die größten Herausforderungen?
Im ersten Schritt haben wir erst mal Transparenz in unserer Lieferkette geschaffen, unsere Partner und ihre Arbeit kennen gelernt. Wir haben analysiert welchen Einfluss ein Kondom und seine Herstellung auf Umwelt und Menschen haben. Wir haben zum Beispiel geguckt wer in welchem Schritt wie viel verdient, ob alle feste Verträge haben und welche Chemikalien, wann, wie eingesetzt werden.

Unsere Fairstainability-Strategie lautet: Quick Fixes und Impact. Sprich, wir verbessern alles, was wir schnell verändern können sofort. Wir sehen den größten Fairstainability Impact am Anfang unserer Lieferkette auf den Kautschukplantagen in Malaysia. Hier konzentrieren wir uns auf nachhaltigen Kautschukanbau, den Schutz der Biodiversität und den Happyness-Faktor der Arbeiter/innen.

Die Herausforderungen hier sind vielseitig. Wir haben z.B. keine direkte Lieferbeziehung zu unserer Partnerplantage.  Das heißt einen Aufpreis können wir nicht an unseren Einkauf koppeln sondern müssen direkte Reinvestionionsprozesse über die Lieferkette hinaus etablieren.

Was macht ihr im Moment konkret, um eure Ambitionen umzusetzen?
Wir testen gerade auf einer Testfläche auf unserer Partnerplantage in Malaysia, wie und ob man Kautschuk ganz ohne Chemikalien anbauen kann und welche lokalen Pflanzenarten sich für eine Aufforstung eignen würden, die auch noch ökologisch wertvoll sind. Hier arbeiten wir mit der Universität Hohenheim und den Stakeholdern vor Ort zusammen.
Wir haben den Arbeitern kleinere Dinge gespendet und bieten ihnen bald ein Training an. Wir erarbeiten auch gerade ein Reinvestitionsmodell um die Kautschukarbeiter konstant zu unterstützen.

Bei uns in Deutschland bzw. direkt bei einhorn machen wir natürlich auch schon viel. Der Transport der Kondome zu den Kunden erfolgt klimaneutral, wir arbeiten viel mit der Werkstatt für Behinderte zusammen, setzen uns für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ein und unser Team kann über Gehalt und Urlaub selbst entscheiden.

Was sind die Probleme beim konventionellen Naturkautschuk-Anbau?
Das ist wie bei fast allen Agrarprodukten: sie wachsen in Monokulturen. Tropische Agrarprodukte wachsen zudem meist in sogenannten Biodiversität-Hotspots.  Viele wichtige Ökosystemdienstleistungen sind dadurch gefährdet. Außerdem werden Agrarchemikalien (Dünger und Pestizide) eingesetzt. Diese Chemikalien gelangen ins Grundwasser.

Sprich, auch die umliegenden Gegenden sind dadurch betroffen. Und wie so oft erhalten die, die am härtesten arbeiten nur sehr wenig für ihre harte Arbeit. 

Im Vergleich zu den meisten anderen Rohstoffen (Kakao, Baumwolle und sogar Palmöl) sind wir allerdings bei nachhaltigen/Fairtrade Kautschuk noch in den Kinderschuhen. Bisher ist die Nachfrage nach Kautschuk aus nachhaltigen Quellen relativ gering. Ein Grund dafür ist sicher, dass 70% der Kautschuknachfrage von der Reifenindustrie stammt. Hier fragt der Endkonsument leider sehr selten nach nachhaltigem Kautschuk.

Was sollte gemacht werden, um dies zu ändern?
Wir müssen erst mal lernen, wie nachhaltiger oder Bio-Kautschukanbau funktioniert. Am besten schützt der dabei noch die Biodiversität. Es gibt hier viele Stellschrauben, an denen gedreht werden kann. Wie bei allen Nachhaltigkeitsthemen in globalen Lieferketten ist ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Akteuren gefragt: die Akteure in der Lieferkette, die Konsumenten und die lokalen Stakeholder.

Ihr habt bis jetzt auf das Fair-Trade Siegel verzichtet. Warum?
Der Hauptgrund ist, dass das offizielle Fairtrade-Siegel Kautschuk nicht abdeckt. Wenn man vor Ort einen möglichst großen Einfluss haben will, gibt es viele Wege. Fairtrade ist einer davon und wäre sicher einfacher gewesen, als den Weg, den wir jetzt gehen. Aber auch eine Zertifizierung hat Schwachstellen und kann nicht als Allheilmittel gesehen werden. Durch unsere übersichtliche Lieferkette (drei Stufen und nur in einer Stufe mehrere Lieferanten), glauben wir mittlerweile auch daran, am meisten Einfluss vor Ort zu haben, wenn wir mit unseren Partnern in der Lieferkette direkt an einer Verbesserung der Lebensbedingungen arbeiten.

Euer Team kann über Gehalt und Urlaub selbst entscheiden. Das klingt natürlich gut und wir würden gerne wissen, wie das funktioniert?
Das klingt erst mal verrückt, war aber für uns eine naheliegende Lösung. Wir alle arbeiten bei einhorn täglich daran, dass das einhorn groß wird. Unser Ansatz ist weg von „Top-down“-Entscheidungen hin zu Eigenverantwortung. Wir nennen den Ansatz „Unternehmer im Unternehmen“. Wir haben bei einhorn sehr flache Hierarchien und totale Transparenz. Jeder weiß, wie viel wir Umsatz wir machen  und welche Kosten wir haben. Da bei den Gehältern aufzuhören, wäre nicht konsequent gewesen.

Jeder (inkl. Chief Executive Unicorns) konnte bei den eigenen Gehaltswünschen dadurch gut abschätzen, wie viel das einhorn-Konto stemmen kann. Genauso ist es mit dem Urlaub. Wir übernehmen Eigenverantwortung und vertrauen den anderen. Jeder weiß selbst am besten, wann er mal eine Auszeit braucht. Außerdem ist das natürlich auch Teil unseres Fairstainability-Ansatzes: die Vereinbarkeit von Job und Privatem sicherzustellen. Wenn das dann heißt, dass jemand mal eine Woche länger Urlaub macht um seine Großtante in Hintertupfingen zu besuchen, schadet das dem Unternehmen meist nicht. Dafür ist ja jeder um so motivierter während der Arbeit.

Ihr dürft laut Gericht nicht mehr mit „Bis zu 3 Orgasmen pro Kondom“ werben. Steht ihr trotzdem noch zu diesem Claim?
Wir verstehen die Argumentation der Richterinnen. Gleichzeitig finden wir auch, dass ein Kondom nichts über die Anzahl der Orgasmen aussagt. Im besten Fall hat der Mann ein Orgasmus und die Frau auch. Die Frau kann aber auch mehrfach kommen und es sind ja auch andere Konstellationen als ein Mann und eine Frau denkbar. Übrigens kann auch der Mann kommen (also einen Orgasmus haben) ohne zu ejakulieren. Wir wollten da offen sein und hatten uns deshalb für diesen Claim entschieden.

Warum sind viele andere Kondom-Herstellern eher zurückhaltend wenn es um das Thema Sex geht, und was macht einhorn da anders?
Warum andere Kondom-Hersteller zurückhaltender sind, kann ich schwer sagen. Klar, wir sind jung und unsere Zielgruppe auch. Das hilft auf jeden Fall in der Sprache aber auch in der Vision, was wir von Produkten heutzutage erwarten.  Kondome sind ein Medizinprodukt, vielleicht ist das eine Barriere. Wir versuchen einfach offen mit dem Thema umzugehen und Kondome nicht als notwendiges und leidiges Mittel zum Zweck zu sehen sondern mit Liebe, einhorn-Funken und Feenstaub zu versehen. Kondome sollen und können Spaß machen.

einhorn verschafft Kondomen ein neues Image, lustiger und weniger medizinisch. Welche Rolle spielt dabei das Design?
Das ist für uns sehr wichtig. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, eine Lifestyle-Marke aufzubauen. Die Kondome sollen gut aussehen UND für Fairness und Nachhaltigkeit stehen. Wir verstehen auch nicht warum man sich als Kunde meist für eine der beiden Seiten (gutes Design oder Nachhaltigkeit) entscheiden muss. Wir glauben, das kann man vereinen, und dass wir so mehr Menschen ansprechen. Am Ende haben wir so auch einen größeren Hebel.

108 Kommentare

  1. Gerade in der heutigen Zeit ist es gut, wenn ein Unternehmen fair ist. :)
    Mir gefällt am besten das Design Spermamonster und Penisgegenstände. :D

  2. Mir gefallen die ausßergewöhnlichen Verpackungen und dann noch die Tatsache, dass es endlich ein faires, nachhaltiges Produkt ist :)

  3. Nachhaltigkeit, tolles Design, Fairtrade & damit viel Spass am Sex.

    Mir gefällt am besten die weiße Verpackung mit den Comikzeichnungen.

  4. Super, dass aus der Idee Kondome aus nachhaltigem Kautschuk zu produzieren so schöne Produkte entstanden sind. Schön, dass es damit eine Alternative zum Beitragen zu Waldrodung und Ausbeutung durch geschützten Sex gibt. Soll ja schließlich ohne Gewissensbisse Spaß machen.

  5. Mir gefällt am besten das die Kondome nachhaltig hergestellt wurden und sie ansprechend verpackt wurden. Am besten gefällt mir das silberne Design!

  6. Mir gefallen die ausßergewöhnlichen Verpackungen, die das „Notwendige Übel“ mit Ästethetik und etwas besonderen verbinden. Und dann noch die Tatsache, dass es endlich ein faires, nachhaltiges Produkt ist – perfekt!!! :-)

  7. Mir gefällt besonders, dass die Kondome vegan sind, fair und nachhaltig hergestellt werden. Das sorgt dafür, das richtige mit dem Kauf zu tun.

  8. Mir gefällt der Gedanke – gerade bei so etwas schönem wie Sex – die Produzierenden nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern für eine faire Entlohnung zu sorgen!

    Am besten gefällt mir die Verpackung „Bali“, ist doch Sex, ebenso wie das Meer mal ruhig, mal wild und immer unberechenbar.

  9. Das Symbol vom Einhorn ist cool, die Muster und die Verpackungen der Kondome

  10. Das sie bunt und stylisch aussehen, da macht es Spaß sie zu benutzen

  11. Hallo,

    mir gefällt daran, dass man an die Sache Verhütung mit neuem frischen Wind rangeht und es so auch noch zugänglicher für die Jugend macht. Gerade in der heutigen Zeit ist das sehr wichtig, deshalb find ich die Einhorn Kondome gut :)
    Und generell die Idee, die dahinter steckt ist einfach genial :)
    Vom Design her find ich einfach alle cool. Es ist keines dabei, was mir nicht zusagen würde :)

    Ich würd mich echt freuen, wenn ich gewinnen würde :)

    Mit freundlichen Grüßen
    Patrick

  12. ich mag total die äußere gestaltung des einhorns. sehr frech, modern, verspielt. wie es innen aussieht …, das muss ich dann wohl mal ausprobieren. ;)

  13. cooles Design, sehr ansprechend und innovativ – mir gefällt besonders die schwarze Verpackung mit Meeresblick :-)

  14. Am coolsten an den Einhorn Kondomen finde ich natürlich die Werte die damit verbunden sind. Und das coolste Design ist meienr Meinung nach das pink-schwarze Galaxy dingsbums :D

  15. Mir gefällt von dem her was ich bisher über das Produkt las die Qualität, die Produktionsbedingungen und natürlich der ausgefallene Name. :)

  16. Am besten gefällt mir das die Tierversuchs-Frei und Vegan sind

  17. Einhorn ist Klasse…ein Wortspiel, das Freude macht wie das Produkt

  18. Das beste ist neben der Sicherheit einfach der Name… Die Marketing Strategie ist mega aufgegangen! Das merkt man sich!

  19. Einhorn-Kondom ….Jetzt habe ich Bauchschmerzen vor lauter lachen. Das ist so zweideutig…Haha…super Idee, bleibt mir auf jeden Fall im Gedächtnis

  20. Bunt und ein wenig Kitsch, das passt zu Einhorn. Das Goldene Logo ist super!

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