Designobjekte aus Algen – auf den ersten Blick nicht gerade naheliegend, auf dem zweiten dann doch. Schließlich sind die Meerespflanzen wahre Multitalente! Sie werden als Superfood der Küche, in der Medizin und Kosmetik, für Kleidung und zur Energieerzeugung verwendet. Algen als Material sind so vielseitig, dass es nur logisch ist, dass auch Designer damit experimentieren.
Algen als Basis für eine neue Handwerksdisziplin
Momentan sind 80.000 Arten von Algen mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften bekannt. Die Ansätze, sie in Kunst und Design einzusetzen, sind genauso vielseitig. Grundlagenforschung auf diesem Gebiet betreibt die Designerin Julia Lohmann, die eine Vorliebe für ungewöhnliche Naturmaterialien hat. Sie trocknet und rehydriert japanische Tangblätter und arbeitet dann mit dem dünnen Material. Sie verwendet es wie Leder, als Furnier oder als Bespannungsmaterial. Daraus entstehen überraschend schöne Hüte und Masken, Lampenschirme und durchscheinende Kunstobjekte mit einem ganz eigenen Reiz. Lohmann will mit ihrer Arbeit für das Material begeistern und will Techniken entwickeln, wie Algen für das lokale Handwerk an verschiedenen Orten der Welt genutzt werden können.
Ähnlich umfangreiche Grundlagenforschung betreibt auch die Designerin Violaine Buet aus der Bretagne: Sie webt, färbt, näht mit Algen, bedruckt und prägt sie, und macht zum Beispiel biologisch abbaubare und nachhaltige Kleidungsstücke daraus. Auch für sie hat das Naturmaterial das riesige Potential, nicht nur in der Kunst, Haute Couture und in der Bühnenausstattung eingesetzt zu werden, sondern auch für Schmuck, Lampen und vieles mehr.
Nachhaltige Möbel aus Algen und Altpapier
Die beiden dänischen Designer Jonas Edvard und Nikolaj Steenfatt haben einen Weg gefunden, aus Algen ökologische Möbel zu machen. Das geht, weil die Pflanzen ein natürliches Polymer enthalten, das für Belastbarkeit sorgt. Für ihr Projekt „Terroir“ mischten die Designer also getrockneten, pulverisierten Seetang mit Wasser und Altpapier. Der entstandene Brei wird gekocht, in Form gebracht und wieder getrocknet – entstanden sind Hängelampen und ein Stuhl in Grün- und Erdtönen, die 100% natürlich und recycelbar sind. Diese nachhaltige Herkunft ihrer Materialien ist den beiden Designern sehr wichtig.
Ein Lampenschirm aus Seetang
Nir Meiri, ein Designer aus Tel Aviv, hat für eins seiner Projekte ebenfalls Lampenschirme aus Algen gemacht. Er drapierte dafür nasse grüne Seetangblätter über eine halbrunde Struktur aus dünnen Metallspeichen, ließ sie trocknen und machte sie anschließend haltbar. Heraus gekommen ist das „Marine Light“, ein unkonventioneller Lampenschirm, der die Lichtstimmung unter Wasser ins Wohnzimmer bringen soll.
Wie auch bei Verpackungen und Kleidung aus Algen sind das alles noch Experimente. Doch es ist klar, dass wir noch nicht einmal einen Bruchteil dessen nutzen, was Algen zu bieten haben. Die grünen Alleskönner können noch einiges zu einer ökologischeren, nachhaltigeren Zukunft auf diesem Planeten beitragen.
Mehr Infos:
https://www.department-of-seaweed.com/
https://charlottevanalem.com/
http://www.julialohmann.co.uk
http://www.trendtablet.com/61316-violaine-buet-seaweed-designer
https://violainebuet.com/home-en
http://jonasedvard.dk
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