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Verpackungen aus Algen – Das Plastikzeitalter ist (bald) vorbei!

Jedes Jahr fallen weltweit 78 Millionen Tonnen Verpackungen aus Plastik an. Ein großer Teil davon gelangt in die Umwelt und ins Meer. Plastik zersetzt sich erst nach mehreren hundert Jahren, es müssen also dringend neue Innovationen her. Und sie könnten bereits gefunden sein: Plastikfreie Verpackungen aus Algen. Die Verpackung der Zukunft könnte also nicht nur biologisch abbaubar, sondern sogar essbar sein.

Verpackungen aus Algen: Viele verschiedene Ansätze

Es gibt verschiedene Firmen, die sich der Verpackungsalternative ohne Plastik auf Basis von Algen verschrieben haben. Das indonesische Unternehmen Evovare hat ein essbares und biologisch abbaubares Verpackungsmaterial entwickelt, das man für Burger oder Nudelverpackungen einsetzen kann. Der Clou: Das Material löst sich in heißem Wasser auf. So könnte man zum Beispiel Instant-Nudeln verpacken. Alles was man noch braucht ist heißes Wasser, es entsteht kein Müll – ein echtes Zero Waste-Produkt. Evovare nutzt Algen aus Indonesien, die es dort im Überfluss gibt. Noch erfolgt der Herstellungsprozess größtenteils in Handarbeit, wobei die Algen getrocknet und gepresst werden. Am Ende entsteht daraus ein einlagiges Material, das ohne Konservierungsstoffe zwei Jahre hält. Es ist geruch- und geschmacklos, Aromen können aber bei Bedarf hinzugefügt werden. Bestimmt keine schlechte Idee, wenn Konsumenten sich mit der essbaren Verpackung anfreunden sollen!

Aus Algen lässt sich auch das Verdickungsmittel Agar-Agar gewinnen, und darauf setzt die New Yorker Firma Loliware. Sie stellt daraus bunte Cocktailbecher her, die man nach dem Austrinken einfach essen oder in den Biomüll werfen kann. Oder Beides schadet nicht, im Gegenteil: Das Material ist für den Menschen sehr gesund und düngt beim Zersetzungsprozess sogar den Boden. Das japanische Designerteam AMAM nutzt ebenfalls Agar-Agar und will daraus verschiedene Plastikarten entwickeln, von der Tüte über Folie bis hin zu Schaumverpackungen. Dazu werden Rotalgen gekocht und der gelartigen Masse anschließend die Feuchtigkeit entzogen. Danach lässt sich das Material zu einer plastikartigen Folie komprimieren. Und in Frankreich hat die Firma Algopack ein Plastikprodukt aus Braunalgen entwickelt, das für Verpackungen, aber auch für Kinderspielzeug verwendet wird. Das genaue Herstellungsverfahren will Algopack nicht preisgeben, doch die Algen enthalten Polymerverbindungen, die normalerweise mit Erdöl hergestellt werden.

Designerteam AMAM: Packungen aus Algen
Bild: Amam – Agar Plastic City

Circular Design – Nach der Energiewende kommt nun die Plastikwende

Ist damit das Ende des Plastikzeitalters erreicht? Die Zero Waste-Bewegung, die ein müllfreies Leben propagiert, findet immer mehr Anhänger. Auf kreislauffähige Produkte und neue Materialien kommt es also an, die nach Gebrauch nicht weggeworfen, sondern wiederaufbereitet und weitergenutzt werden. Essbare und biologisch abbaubare Verpackungen passen gut in das Konzept des Circular Design. Das bedeutet, schon beim Entwurf in Kreisläufen zu denken und ein neues Produkt so zu konzipieren, dass es gar nicht erst zu Abfall werden kann.

Evovare ist einer der Gewinner der Circular Design Challenge

Der Begriff Circular Design stammt von der Ellen McArthur Foundation, die gerade zusammen mit OpenIDEO den Wettbewerb Circular Design Challenge organisiert hat. Teilnehmer konnten Ideen für neue innovative Produkte oder Liefermodelle einreichen, die Plastikmüll vermeiden helfen. Dabei ging es um kleinformatige Verpackungen, die oft nicht recycelt werden – die kleinen Probiertütchen für Shampoos, Ketchup und Senf, Strohhalme oder Deckel für Kaffeebecher zum Beispiel.

Zu den Gewinnern gehörten unter anderem die Algenverpackungen von Evovare. Deren Herstellung ist allerdings noch teurer als die Herstellung von Plastik, und ein industrielles Herstellungsverfahren muss erst noch entwickelt werden. Viele andere Verpackungen aus Algen befinden sich ebenfalls noch in der Testphase. Was die Nachhaltigkeit betrifft, kommt es außerdem nicht nur auf den Produktionsprozess und das Produkt selbst an, sondern auch darauf, dass die Algen nachhaltig gezüchtet und geerntet werden.

Mehr Infos:

http://www.evoware.id/
https://inhabitat.com/100-biodegradable-edible-packaging-is-so-much-better-than-plastic/
https://www.lilligreen.de/jelloware-cocktailbecher-aus-algen/
https://www.wur.nl/en/article/Plastic-from-seaweed.htm
http://www.wired.co.uk/article/post-plastic-future-seaweed-packaging-wired-world-2018
https://www.greenbiz.com/article/edible-packaging-will-make-you-reconsider-seaweed
http://www.algopack.com/indexgb.php

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