Oh wie habe ich in meiner Kindheit die Tetra Pak-Milchtüten-Knick-Verschlüsse verflucht – bis ich sie dann eine Tages, zur Perfektion geschult, öffnen konnte. Die nostalgische Wehmut ist mir bis heute erhalten geblieben, wenngleich sich mein Gemüt im Jahre 1998 erfreute, als nämlich wieder-verschließbare Öffnungen und Drehverschlüsse aus PE in die Packung integriert wurden.
Was hat sich seitdem so getan?
Der PE-Verschluss hat sich, zumindest bei Getränken, durchgesetzt. Gleichzeitig ist aber auch vielerorts das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gestiegen. Und so möchte Tetra Pak, das für seine Umweltaspekte, wie z.B. die Verwendung von FSC-zertifiziertem Rohkarton wirbt, gleichzeitig aber wegen der Verwendung von Verbundmaterialien aus Aluminium und Polyethylen unter Umweltgesichtspunkten umstritten ist, seinen Beitrag leisten: Ein erster Schritt zu einer aus 100% nachwachsenden Rohstoffen bestehenden „Milchtüte“ ist getan. Tetra Pak kündigt die weltweite Markteinführung des recycelbaren, aus Zuckerrohr hergestellten High Density Polyethylene (HDPE)-Verschlusses LightCap 30™ an. Die norwegische Molkerei TINE ist hierbei das erste Unternehmen in Europa, welches den LightCap 30-Verschluss für einige seiner Produkte wie Vanillesoße oder Eiskaffee verwenden wird. Um den Verschluss herzustellen, wird das Zuckerrohr zerkleinert und anschließend der entstehende Zuckerrohr-Saft fermentiert und zu Ethanol destilliert. Durch einen Dehydrierungsprozess wird das Ethanol zu Ethylen, das wiederum zu Polyethylen polymerisiert wird. Hieraus entsteht dann der Verschluss.
Und wie sieht es mit der Umweltbilanz aus?
Umweltorganisationen warnen, dass die Expansion des Zuckerrohranbaus in Brasilien – von dort stammt der gentechnikfreie Zuckerrohr für den Tetra Pak Verschluss – auf Kosten der tropischen Urwälder im Amazonasgebiet gehen könnte. Die Gefahr besteht vor allem dort, wo Viehbauern durch den Ausbau der Zuckerrohrmonokulturen verdrängt werden. Nach einer aktuellen Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) macht Zuckerrohr heute 1,5% der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche aus, steigende Tendenz ist nicht auszuschließen. Nicht zu vergessen: biobasiertes Polyethylen bedeutet nicht, dass es auch kompostierbar ist. Das aus Zuckerrohr hergestellte Polyethylen besitzt dieselben Eigenschaften wie mineralölbasierter Kunststoff, hat aber den Vorteil, da es aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, in der Wachstumsphase CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen.
Das biobasierte Polyethylen ist also auch ein PET und gehört in den Grünen Punkt. Das Problem ist, dass die Abfallwirtschaft noch nicht darauf eingestellt ist, wäre aber technisch durchaus machbar. Die Kunststoffe werden in den Recyclinganlagen mit Infrarotlicht bestrahlt. Welchen Anteil davon sie absorbieren, entscheidet darüber, in welcher Fraktion ein Plastikfetzen landet. Im Prinzip funktioniert das bei den neuen Biokunststoffen genauso. Rein durch Programmierung und ohne große Zusatzinvestitionen, wäre es wohl möglich, die Infrarotanlagen umzustellen. Doch diese zu recycenn lohnt sich angeblich (noch) nicht, das alle Biokunststoffe zusammen gerade mal weniger als 1% aller recycelten Verpackungskunststoffe ausmachen. Und so werden die Materialien entweder verbrannt oder sie verunreinigen andere Kunststoffe.
Unser Fazit: Die LightCap 30 ist für die heutige Zeit eine clevere Alternative zum üblichen erdölbasierten Polyethylen. Wir wünschen uns sehr, dass ihre Weiterentwicklung in Zukunft sogar vollständig kompostierbare Varianten hervorbringt.
wer braucht tetrapack? es gibt glas – mehrweg oder wenn einweg dann wirds recycled…und soweit ich weiß zu 100 % also – nix tetrapack! :) und wiederverschließbar sind flaschen aus glas schon seit jahrhunderten :)