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Nachhaltigkeit in geschickter Balance – Ein Besuch im Scandic Hamburg Emporio

Die Fahrt im Fahrstuhl des Scandic Hotels in Hamburg ist wie ein Tauchgang: Ganz oben brennt ein helles, blaues Licht, welches beim Runterfahren immer dunkler und dunkler wird bis es sich zu einem dunkelblauen Licht bei der Ankunft im Keller verändert. Ein subtiles aber prägnantes Designelement des Scandic Hamburg Emporio, das viel über das Hotel aussagt. Denn das stilgebende Designthema „Wasser“ zieht sich durch die gesamte Gestaltung des Hauses und schafft so einen direkten Bezug zur Hansestadt und ihrem Charakter.

Das Scandic Hamburg Emporio vereint skandinavisches Design, Nachhaltigkeit und Funktionalität auf eine ganz besondere Weise. Wir haben das Hamburger Haus getestet und führten mit dem General Manager Steffen Seichter ein Interview über das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit, das fest in der Unternehmensphilosophie von Scandic verankert ist.

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Was gleich beim Einchecken auffällt: Es herrscht eine ruhig-freundliche Atmosphäre, professionell und herzlich zugleich. Wir treffen Steffen Seichter, einen Wahl-Hanseaten, der betont, dass er sich ganz bewusst für das Scandic Hamburg Emporio und den Umzug nach Hamburg entschieden hat. Er führt uns persönlich durch das Hotel.

Natürliche und recycelbare Materialien im Zimmer

Der erste Eindruck im Zimmer: ein schönes Hotel mit einem guten Standard. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man an kleinen Details, wie viele Gedanken sich das Team bei allem gemacht hat und warum man hier im Bereich des nachhaltigen Designs vielen anderen Hotels ein Stück weit voraus ist. So gibt es kaum Papier im Zimmer. Die benötigten Infos hängen über dem Fahrstuhleingang und werden auch vom Personal persönlich vermittelt. Im Badezimmer steht Naturkosmetik für die Gäste bereit und die dezenten Hinweise im Bad regen zu einem nachhaltigeren Verhalten an.

Das ganze Designkonzept ist minimalistisch und modern. Im Zimmer gibt es viele Naturmaterialien, zum Beispiel ist der Boden aus Eichenholz. Dort wo keine Naturmaterialien verwendet werden, hat sich das Hotel für recycelbare Kunststoffe mit einem sehr langen Lebenszyklus entschieden. Steffen Seichter erklärt: „Wir haben genau geregelt, wie hoch der Prozentsatz der Recycelbarkeit sein muss. Bei uns sind die Materialien in den Zimmern zwischen 90 und 95 Prozent recyclingfähig. Entweder weil es Naturmaterialien oder Verbundwerkstoffe sind, die man am Ende der Nutzungsphase wieder trennen kann.“

Scandic in Hamburg: Wasser ist Leben

Jedes Scandic-Haus in Deutschland ist geprägt von einem individuellen Stil-Konzept, das regionalen Einflüssen unterliegt. So wurde das Scandic Hamburg Emporio entsprechend dem Designthema „Wasser“ gestaltet und soll zu mehr Bewusstsein für diese Ressource anregen. Zum Beispiel gibt es im Eingangsbereich eine Wand, die wie ein großes Aquarium aussieht, im Restaurant hängen Wassertropfen an der Decke und in den Fluren des Hotels finden sich Meerestier-Motive auf den Teppichen wieder.

Steffen Seichter zeigt uns die ART ROOMS in der 7. und 8. Etage des Hotels, die in Zusammenarbeit mit der Wasserinitiative Viva con Agua (VcA) und der Millerntor Gallery, Kunst- und Kulturfestival von VcA, entstanden sind. Mit den 29 individuell gestalteten ART ROOMS wurde das Thema „Wasser“ auf künstlerische und soziale Weise von Künstlern der Millerntor Gallery neu in Szene gesetzt. Jeder Raum ist die persönliche, künstlerische Interpretation des Mottos „Art Creates Water“. Die Flure der beiden Etagen fungieren zusätzlich als Ausstellungsfläche, welche temporär Werke unterschiedlicher Künstler und Fotografen zeigen.

Ein weiterer spannender Aspekt der ART ROOMS: Die Marke Scandic findet hier einen innovativen Weg, sich über ein soziales Kunstprojekt zu engagieren. Seit 2010 besteht eine Kooperation zwischen Scandic und Viva con Agua, in deren Rahmen die VcA-Wasserflaschen auf allen Zimmern Einzug hielten. Bisher kamen durch die Zusammenarbeit rund 300.000,- Euro Spenden zusammen. Zudem entstand das Projekt ART ROOMS gemeinsam mit der Millerntor Gallery – in Hamburg kamen dadurch rund 30.000,- Euro an Spenden zusammen.

Das Restaurant H2O im Scandic Hamburg Emporio serviert gekühltes Hamburger Leitungswasser, das gefiltert und mit Kohlensäure versetzt wird, wobei die wertvollen Mineralien und Salze erhalten bleiben. Gereicht wird das Wasser in schönen Designerflaschen aus Recyclingglas, geziert durch den Handabdruck der schwedischen Olympia-Schwimmerin Therese Alshammer. Durch den Verzicht des Transports von fast vier Millionen Wasserflaschen jedes Jahr, konnte Scandic seinen CO2 Verbrauch um 160 Tonnen pro Jahr reduzieren. Mit dem Verkauf des Wassers unterstützt Scandic gemeinnützige Projekte.

Nachhaltig ohne Tischdecken und Kaffeekannen

Das Nachhaltigkeitskonzept vom Scandic setzt stark auf das Sparen von Ressourcen. Unterstützt vom schlichten, reduzierten skandinavischen Design, wird auch hier sehr bewusst vorgegangen: im Restaurant gibt es beispielsweise keine Tischdecken und keine Schnittblumen. Statt Kaffeekannen auf dem Tisch gibt es Kaffee aus der Maschine – dadurch werden tausende Liter Kaffee pro Jahr gespart, die sonst weggeschüttet werden müssten.

Seichter: „Für uns ist es wichtig, dass unser Preis nichts mit der Nachhaltigkeit zu tun hat. Natürlich ist Ökostrom etwas teurer, natürlich kosten nachhaltige Lebensmittel etwas mehr. Aber dafür halten wir eine ganz geschickte Balance, mit der wir in bestimmten Bereichen wieder Ressourcen sparen können. Die Tischdecke ist eben nicht da. Oder wir schütten keinen Kaffee weg, und dadurch können wir uns auch wieder Bio- und Fair-Trade Kaffee erlauben.“

Bioprodukte und „Handtuch Policy“

Heißt im Scandic nachhaltig dann auch biologisch? „Es ist nicht so leicht, jemanden zu finden, der uns täglich solche Mengen Bio-Obst, Gemüse oder Fleisch aus der Region liefert. Beim Frühstück gibt es über 130 Artikel zur Auswahl, 30 Prozent davon müssen Bio sein, und in jeder Hauptthemengruppe muss es mindestens ein Bioprodukt geben. Wer will, kann sich also bei uns ein biologisches Frühstück zusammenstellen. Es gibt konsequente Standards, zum Beispiel Kaffee oder Eier sind bei uns immer biologisch“, so Seichter.

Glaswasserflaschen Hotel Scandic Hamburg Fruehstueck im Scandic Hamburg

Das Hotel ist schon seit langem Pionier im Nachhaltigkeitsbereich – bereits 1994 führte Scandic als erstes Hotel die „Handtuch Policy“ ein, mittlerweile ein weltweiter Industriestandard, bei dem die Handtücher nur noch dann gewaschen werden, wenn die Gäste diese auf den Boden liegen lassen. Seichter: „Das ist ein bisschen unserer nordischen Herkunft geschuldet, wo der uneingeschränkte Zugang zur Natur und der Erhalt der unberührten Natur das Wichtigste sind. In Skandinavien ist keiner mehr überrascht, wenn ein Bioprodukt beim Frühstück steht. In Deutschland kann man sich damit auch noch ein Stück weit abheben.“

Nachhaltigkeit von den Mitarbeitern getragen

2018 veranstaltete Scandic einen Sustainability Hackaton, bei dem alle 18.000 Mitarbeiter von Scandic gefragt wurden: Was ist the next big thing im Bereich Nachhaltigkeit. Jeder Mitarbeiter konnte Ideen einschicken und sich beteiligen. Die Beteiligung war besonders hoch, mehr als 400 Ideen wurden eingereicht. Seichter: „Alle Mitarbeiter sind immer wieder aufgefordert, selber Ideen zu liefern. Wir sind nicht so naiv zu glauben, dass nur das Top-Management die besten Ideen hat, sondern der Mitarbeiter, der täglich mit Müll und Nahrungsmittelabfällen arbeitet und täglich mit den Lieferanten zu tun hat, der hat die besten Ideen.“

Im jedem Scandic Hotel gibt es ein „Green Committee“, welches sich aus Mitarbeitern unterschiedlicher Abteilungen zusammensetzt. Regelmäßig können die Vertreter der unterschiedlichen Abteilungen entscheiden, was bei Scandic in Sachen Nachhaltigkeit die nächsten Schritte sein sollen.

Ein Hotel für alle: Barrierefreier Tourismus im Scandic

Beeindruckend ist das Engagement des Hotels im Bereich Barrierefreiheit. Sogar die Visitenkarte vom Hotelmanager ist zusätzlich in der Brailleschrift bedruckt – schon da zeigt sich, dass dieses Thema hier ernst genommen wird. Ob Fitnessgeräte für Rollstuhlfahrer oder allergikertaugliche Tagungsräume – an alles ist gedacht.

Seichter betont die Vielfältigkeit des Engagements in diesem Bereich: „Es ist nicht ganz einfach, wenn man mit einer Gruppe von 20 Rollstuhlfahrern in eine Stadt reisen möchte. Bei uns ist das aber ganz normal, die Zimmer sind ja eigentlich alle barrierefrei. Manche Gäste haben Allergien oder bestimmte Ernährungskonzepte. Wie geht man damit um als Hotel? Da haben wir schon eine sehr gute Grundlage gelegt. Wir haben selbst 159 Punkte festgelegt, die jedes Scandic Hotel erfüllen muss, um barrierefrei zu sein. Das ist viel mehr, als jegliche Zertifizierung verlangt. Gäste müssen uns ihre Bedürfnisse auch nicht im Vorfeld mitteilen, man reist einfach an als Gast. Für uns ist das etwas Selbstverständliches und das kann im Moment nur Scandic bieten.“

Fazit

Scandic ist eben kein Hardcore-Öko-Hotel, aber für ein konventionelles Hotel beeindruckend nachhaltigkeitsengagiert. Obwohl wir eigentlich persönlich keine Fans von großen Hotels sind, wären wir am Ende unseres Aufenthalts im Scandic Hamburg Emporio gerne noch länger geblieben. Bis zur letzten Minute haben wir das reichhaltige Frühstücksbuffet sowie das Schwitzen im skandinavisch-minimalistisch designten Saunabereich genossen und so aus dem Aufenthalt ein kleines Spa-Erlebnis gemacht. Das Scandic ist noch ausbalancierter, als es auf den ersten Blick schon erscheint: die vielen liebevollen Details, das Nachhaltigkeitsbewusstsein und die tollen Designideen machen es aus. Wir haben uns im Scandic sehr wohlgefühlt!

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