Grünes Geld

Grüne ETFs – Wie grün sind nachhaltige ETFs wirklich?

In Zeiten niedriger Zinsen suchen viele Menschen für ihre Altersvorsorge nach Alternativen zur klassischen Versicherung. Dabei sind vor allem ETFs als einfache und günstige Anlageform sehr beliebt. Es gibt inzwischen sehr viele ETFs, die mit dem Label „Nachhaltigkeit“ werben. In diesem Artikel klären wir, worauf Sie bei nachhaltigen ETFs achten sollten und wie grün diese wirklich sind.

Was ist überhaupt ein ETF?

ETF steht für „Exchange Traded Fund“, also börsengehandelter Indexfonds. Wie bei allen Aktienfonds kaufen Sie hier Aktienpakete von vielen Unternehmen auf einmal. ETFs gehören zu den passiven Fonds, denn im Gegensatz zu aktiven Fonds bilden sie einen Index ab und werden nicht von einem Fondsmanager betreut. Das macht sie günstiger. Mit ETFs ist eine ausgeprägte Diversifikation, also Risikostreuung möglich.

Denn über ETFs investieren Sie nicht in einzelne Unternehmen, sondern in viele Unternehmen gleichzeitig. Je breiter gestreut, desto geringer das Risiko. Grundsätzlich gilt: ETFs sind etwas für die langfristige Geldanlage, also für 10, 15 oder 20 Jahre. Sie sollten also für längere Zeit auf Ihr Geld verzichten können, um Kursschwankungen an der Börse „auszusitzen“.

ETFs gelten als relativ sichere und günstige Geldanlage, erst recht, wenn man davon ausgeht, dass sich Nachhaltigkeit am Markt mehr und mehr durchsetzen wird. Und auch bei der Rendite müssen sie sich nicht verstecken: Grüne ETFs bieten im Schnitt eine vergleichbare Rendite wie konventionelle ETFs oder Fonds, manchmal sind sie diesen sogar überlegen.

Sie können einen größeren Betrag oder auch über monatliche Sparraten in ETFs investieren. Das geht schon ab 25 Euro im Monat.

Wie funktionieren ETFs?

ETFs bilden in ihrer Zusammensetzung immer einen Vergleichsindex ab. In welche Unternehmen Sie mit Ihrem ETF investieren, hängt also davon ab, welchen Index dieser abbildet. Ein bekanntes Beispiel ist der DAX, der Deutsche Aktienindex. Er beinhaltet die 40 größten und umsatzstärksten deutschen börsennotierten Unternehmen und bildet deren durchschnittliche Entwicklung ab. Je nachdem, ob die Aktien dieser Unternehmen im Schnitt steigen oder sinken, steigt oder sinkt auch der DAX.

In einem ETF, der den DAX nachbildet, sind also immer genau die Aktien der Unternehmen enthalten, die im DAX vertreten sind. Die Gewichtung der Aktien richtet sich nach der Gewichtung der Unternehmen im Index. Der ETF fällt oder steigt je nach Entwicklung des DAX. ETFs können aber auch einzelne Kontinente, Branchen oder Rohstoffe abbilden.

Je breiter die Streuung, desto geringer das Risiko

Grundsätzlich gilt: Je mehr Unternehmen im Index enthalten sind und je breiter diese über Branchen und Länder gestreut sind, desto geringer das Risiko für Anleger und Anlegerinnen. Denn wenn es einem Unternehmen im Index mal schlecht geht, wird dieser Verlust durch die anderen Unternehmen ausgeglichen.

Deshalb sind zum Beispiel ETFs beliebt, die den Weltaktienindex MSCI World nachbilden, weil dieser sehr breit gestreut ist. Er misst die Wertentwicklung an den Börsen von 23 Industrienationen und fasst sie zu einer Zahl zusammen. Ein nachhaltiger ETF dagegen enthält nur Unternehmen, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen oder bei denen bestimmte Ausschlusskriterien nicht zutreffen. Dazu gleich mehr.

Was macht ETFs so günstig?

ETFs werden von Fondsgesellschaften aufgesetzt und betrieben, die wiederum zu Banken gehören. Da ETFs einfach stur einen bestimmten Index nachbilden, gibt es keinen Fondsmanager, der die Aktien für den Fonds zusammenstellt, kauft oder wieder verkauft. Das heißt: Wenn sich der Aktienindex ändert, wechselt die ETF-Zusammensetzung computergesteuert.

ETFs können damit zwar keine bessere Rendite als der Marktdurchschnitt erzielen, aber eben auch keine schlechtere. Zumal viele Studien gezeigt haben, dass aktive Fonds nicht zwangsläufig eine höhere Rendite einbringen. Zwar versuchen Fondsmanager natürlich, durch gezielte Zu- und Verkäufe den Ertrag zu steigern. Im Schnitt gelingt ihnen das allerdings oft nicht besser als passiven Fonds.

Dass ETFs keinen Fondsmanager haben, hat für Anleger und Anlegerinnen den Vorteil, dass die entsprechenden Gebühren wegfallen. Die jährliche Verwaltungsgebühr für ETFs liegt oft unter 0,5 Prozent, während es bei aktiven Aktienfonds 2 Prozent und mehr sein können. Auch der sonst übliche Ausgabeaufschlag von 1,5 bis 2 Prozent des Anlagebetrages an die Bank fällt weg. Damit steigt auch die Rendite.

Woran erkenne ich grüne ETFs?

Was ist überhaupt „grün“? Wer eine nachhaltige Geldanlage sucht, will vermutlich in Firmen investieren, die eine besonders soziale oder grüne Ausrichtung haben. Doch es fehlen bisher einheitliche Kriterien, was das genau bedeutet, was noch erlaubt ist und was nicht.

ETFs, die Nachhaltigkeit versprechen, erkennt man oft an den Zusätzen „ESG“ (Environmental, Social, Governance) oder „SRI“ (Socially Responsible Investment). SRI ist grundsätzlich strenger einzustufen als ESG. Mehr zu den ESG-Kriterien auch im Artikel „Welche Möglichkeiten gibt es, Geld nachhaltig zu investieren?“

Das Problem: Diese Zusätze sind nicht geschützt. Ein Blick in die Produktinformation der jeweiligen ETFs zeigt oft, dass Unternehmen enthalten sind, in die viele grün orientierte Anleger vermutlich kein Geld stecken möchten. Das ist schlicht der Struktur von ETFs geschuldet: Sie sind ein einfaches und günstiges Produkt. Das Thema Nachhaltigkeit lässt sich aber nur schwer per Faustformel abbilden. Deutlich wird dies am Beispiel des Weltindex MSCI World.

Im klassischen MSCI World-ETF sind 1.600 verschiedene Unternehmen aus Ländern und Branchen der ganzen Welt enthalten. Doch es gibt auch Varianten des MSCI World („ESG Screened“, „ESC Enhanced“), aus denen bestimmte Branchen herausgefiltert wurden: Tabak, Waffen und Kohle zum Beispiel. Doch beispielsweise Ölunternehmen sind auch in den „verbesserten“ Varianten enthalten, was nachhaltig orientierten Menschen gegen den Strich gehen dürfte.

In der strengsten Variante „MSCI World SRI“ schließlich sind nur noch gut 400 Unternehmen enthalten, die 25 Prozent des ursprünglichen Index ausmachen. Firmen wie Amazon, Apple, Nestlé, Facebook oder Ölfirmen erfüllen die Nachhaltigkeitskriterien dieses ETFs nicht. Und trotzdem ist nicht alles grün, was noch drin ist: Denn ob Tesla oder Coca-Cola wirklich nachhaltige Unternehmen sind, darüber kann man sich streiten.

Nach diesem Prinzip, einen konventionellen Aktienindex zu nehmen und daraus die nachhaltigsten Unternehmen herauszufiltern, arbeiten viele Anbieter von nachhaltigen ETFs (oder Fonds). Dieser „Best in Class“-Ansatz garantiert keine absolute Nachhaltigkeit, sondern nur, dass die am wenigsten schädlichen aller nicht-nachhaltigen Unternehmen enthalten sind. Ein Test von fast 60 ETFs des ECOreporter (Juli 2021) ergab, dass in den meisten grünen ETFs zumindest einige strittige Unternehmen enthalten sind.

Es gibt aber auch sogenannte Themen-ETFs, die auf bestimmte Branchen spezialisiert sind, oft auf Erneuerbare Energien. Hier sind die Kursschwankungen jedoch wegen der geringen Streuung weitaus größer und damit auch das Risiko. Solche ETFs sollten risikoscheue Anleger also höchstens zu einem kleinen Teil im Portfolio haben.

Was grün ist, ist Ansichtssache

Beim Investieren in nachhaltige ETFs gilt dasselbe wie bei jedem grünen Finanzprodukt: Was nachhaltig ist, und welche Kriterien entscheidend sind, müssen zunächst Sie als Anleger oder Anlegerin für sich entscheiden. Genügt es beispielsweise, dass nur bestimmte Branchen ausgeschlossen werden? Oder legen Sie Wert auf umfassende Nachhaltigkeitskriterien? Sind grüne Gentechnik oder Atomenergie in der eigenen Geldanlage noch akzeptabel oder nicht?

Bei der Auswahl helfen zum Beispiel die Stiftung Warentest oder das Internetportal ECOreporter, die ausgewählte nachhaltige ETFs unter die Lupe nehmen und bewerten. Auch hier sind die Bewertungsmaßstäbe unterschiedlich, doch die Anbieter können helfen, sich im Dschungel der grünen ETFs besser zurechtzufinden. Das FNG-Siegel des Forum Nachhaltige Geldanlagen gibt es bisher leider nur für gemanagte nachhaltige Fonds.

Einen Anhaltspunkt für die eigene Bewertung eines ETFs liefert auch das Portal Nachhaltiges Investment. Wenn man unter „Fondstyp“ nach ETFs und unter „Fondsart“ nach „Nachhaltigkeit“ filtert, kann man anschließend unter „Negativkriterien“ diverse Ausschlusskriterien definieren und bekommt anschließend passende ETFs angezeigt.

Soll man dann überhaupt grüne ETFs kaufen?

Auch wenn viele Anbieter von nachhaltigen ETFs sich den Vorwurf des Greenwashing gefallen lassen müssen, ist ein ETF, der wenigstens bestimmte Kriterien erfüllt, immer noch besser als ein konventioneller ETF. Beim Investieren in passive Fonds müssen nachhaltig orientierte Anleger und Anlegerinnen einfach gewisse Abstriche hinnehmen.

Grüne ETFs sind zudem immer ein Kompromiss zwischen Risikostreuung und Nachhaltigkeit: Denn je strenger die Auswahl, desto weniger Unternehmen bleiben am Ende übrig. Allerdings dürfte ein ETF, der mehrere Hundert Unternehmen aus verschiedenen Branchen und Regionen enthält, immer noch vergleichsweise krisenfest sein.

Wenn es Ihnen aber nicht reicht, dass nachhaltige ETFs eher hellgrün als grün sind, dann sollten Sie ein strengeres Produkt wählen, etwa einen aktiv gemanagten Nachhaltigkeitsfonds. Diese sind zwar teurer, doch dafür suchen die verantwortlichen Fondsmanager gezielt Unternehmen aus, die den ethischen oder grünen Kriterien der Anleger entsprechen. Einen Überblick über grüne Anlageformen finden Sie im Artikel „Welche Möglichkeiten gibt es, Geld nachhaltig zu investieren?

Welche Möglichkeiten gibt es, Geld nachhaltig zu investieren?

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