Ein Berliner Verein näht Upcycling Design Taschen – soweit nichts Besonderes. Was aber die Produkte der Organisation Mimycri besonders macht, ist ihr Grundmaterial. Die hochwertigen Rucksäcke und Taschen bestehen nämlich aus den Überresten von Flüchtlingsbooten. Sie erinnern an die Geschichte der Flucht und stehen gleichzeitig für einen Perspektivwechsel und Neuanfang.
Upcycling Design, das für sich selbst spricht
Die Idee für das Projekt kam den Mimycri-Gründerinnen Vera und Nora auf der griechischen Insel Chios. Als freiwillige Helferinnen versorgten sie Geflüchtete aus Syrien, dem Irak und anderen Ländern, die in Schlauchbooten auf der Insel ankamen. Eine prägende Erfahrung. Und Vera und Nora wollten noch mehr tun, nämlich über Upcycling den Müllberg aus kaputten Booten und Schwimmwesten am Strand als wertvolle Ressource nutzen. Mimycri war geboren.
Heute arbeiten bei Mimycri Geflüchtete gemeinsam mit alten und neuen Berlinern in einem Team und nähen die Upcycling Taschen per Hand. Dafür wurden 400 Kilo Material von Chios nach Berlin gebracht, das sonst auf dem Müll gelandet wäre. Die Mimycri-Taschen sind sehr belastbar, wasserabweisend und bewusst minimalistisch gestaltet: Denn die Konzentration auf das Wesentliche soll die Bedeutung unterstreichen, die das Material selbst hat.
Mimycri steht für einen Perspektivwechsel
Jede Tasche, jeder Rucksack von Mimycri ist ein Unikat, jedes Stück hat seine eigene Geschichte. Die Produkte sind auf allen Ebenen nachhaltig – sozial, ökologisch, ökonomisch – und laden dazu ein, Dinge mit anderen Augen zu betrachten, das Gute im Schlechten zu sehen. Sie eignen sich außerdem bestens als Gesprächseinstieg über gesellschaftliche Entwicklungen und die Chancen, die damit einhergehen. Über Upcycling Design und den sinnvollen Umgang mit Müll und Ressourcen. Und über Migration und darüber, wie man Flüchtlingen eine echte Chance geben kann, hier anzukommen. Zum Thema des Perspektivwechsels passt auch der Name der Organisation: „Mimikry“ ist ein biologisches Phänomen, bei dem zum Beispiel Insekten so tun, als seien sie eine Pflanze, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Die Dinge sind also vielleicht nicht immer das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen – genau wie die Taschen von Mimycri.
Geflüchtete sehen das Projekt positiv
Die Geflüchteten selbst finden es übrigens überhaupt nicht makaber oder zynisch, aus den Booten, in denen sie selbst übers Mittelmeer kamen, Taschen zu nähen. Im Gegenteil, gerade sie sehen es als Chance, ihre eigene Geschichte zu kommunizieren und Bewusstsein dafür zu schaffen.