Biomüll ist wertvoll, und den kann man ja inzwischen sogar bequem in der kompostierbaren Plastiktüte entsorgen…oder? Nein, leider ist es nicht so einfach. Denn Bioplastik bedeutet nicht automatisch kompostierbar. Die Frage muss deshalb lauten: WO dürfen kompostierbare Tüten aus Bioplastik in den Biomüll?
Wann ist Bioplastik kompostierbar?
Das Problem beim Bioplastik ist, dass der Begriff nicht klar definiert ist und es keine einheitliche Kennzeichnung gibt. Auch wenn „biologisch abbaubar“ auf der Plastiktüte steht, heißt das noch lange nicht, dass die Tüte so schnell zerfällt, wie es industrielle Kompostieranlagen oder Biogasanlagen vorschreiben. Zudem bedeutet die Kennzeichnung „biologisch abbaubar“ leider auch nicht, dass die Tüte komplett aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Unter der Bezeichnung Biokunststoff finden sich nämlich auch viele Mischformen mit Anteilen auf Erdölbasis. Die verschiedenen Arten von Bioplastik auseinander zu halten und echte kompostierbare Tüten zu erkennen, ist für Verbraucher allerdings schwierig. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel „wie entsorge ich Biokunststoffe richtig„.
Warum die meisten Entsorger keine kompostierbaren Tüten im Biomüll wollen
Doch auch wenn Sie wissen, dass Ihre Tüte aus Bioplastik definitiv gemäß EU-Norm kompostierbar ist, dürfen Sie sie trotzdem nicht einfach im Biomüll entsorgen. Sie müssen sich vorher bei Ihrem örtlichen Entsorger erkundigen, wie dieser mit Bioplastik umgeht. Erstens, weil die meisten Sortieranlagen – bzw. die menschlichen Sortierer – Bioplastik nicht von normalen Plastiktüten unterscheiden können. Deshalb sortieren sie die kompostierbaren Tüten so wie alle anderen Plastiktüten aus (die leider immer noch viel zu häufig im Biomüll landen).
Zweitens bleibt Biomüll oft nicht so lange in der Kompostieranlage, wie es dauert, bis eine kompostierbare Tüte aus Bioplastik komplett verrottet ist. Das darf zwar laut EU-Norm maximal drei Monate dauern, doch in den meisten Kompostieranlagen wird nicht so lange kompostiert. Das ist ein weiterer Grund, warum die Tüten dort aussortiert werden. Auf dem heimischen Kompost verrotten die Tüten übrigens noch viel langsamer, dort gehören sie also auch nicht hin.
Es gibt aber einige Entsorgungsbetriebe, die kompostierbare Tüten aus Bioplastik im Biomüll tolerieren und sogar wünschen. Das sind aber die wenigsten, deshalb auf jeden Fall vorher dort oder bei der Kommune nachfragen. Besser als Bioplastiktüten ist nach wie vor die plastikfreie Alternative – also den Biomüll in Zeitungspapier oder in Küchenrolle einwickeln, oder in speziellen Biomüllbeuteln aus unbeschichtetem Papier sammeln. Denn mit Bioplastik ist es so wie mit allem, was zu schön klingt, um wahr zu sein: Es ist ein bisschen besser, aber keine ideale Lösung. Am besten ist deshalb immer noch, ganz auf Plastik zu verzichten.