Kunst

Klima in der Kunst – Eiskugel symbolisiert schmelzende Gletscher

Erdkugel? Eiskugel? Klima? Klimakunst? Was möchte der Künstler uns mit seinem Bild sagen? Diese Frage bewegt die Gemüter, wenn man sich Fotos aus der Serie „Counting the costs“ des südafrikanischen Fotografen Dillon Marsh ansieht. Erstaunen und Verwunderung hervorzurufen, ist eines der wesentlichen Merkmale des Surrealismus. Und eine surrealistische Anmutung haben die Fotografien von Dillon Marsh. In „Countig the costs“ zeigt der Künstler Szenen aus dem Alltag des heutigen Indiens. Allerdings nicht so, wie man es vermutet. Er verfremdet. Große blaue Kugeln tauchen an den absonderlichsten Orten auf. Was es damit auf sich hat, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Klima ist zuerst nur so eine vage Vermutung.

Indien und das Klima

Indien beheimatet einige der höchsten Berge der Welt. Deswegen lässt Marsh seine Szenen dort stattfinden – der Verlust von Gletschereis, der mit einem sich ändernden Klima einhergeht, ist dramatisch. Das Himalaja ist besonders betroffen von der Klimakrise – sowohl, was aktuelle Ereignisse betrifft, als auch in Bezug auf langfristige Folgen. Ein kurzfristiges Ergebnis des Klimawandels ist, dass sich aus dem Schmelzwasser der Gletscher riesige Stauseen bilden. Diese sind jedoch nicht dauerhaft stabil, denn sie werden aus einem losen Verbund aus Geröll, Gesteinsbrocken und Eis zusammengehalten. Schmilzt ein Gletscher also immer weiter ab und wird der See größer und tiefer, wird der Druck irgendwann so groß, dass die Mauer bricht. Umliegende Gebiete werden überflutet. Dass das Klima sich ändert, hat auch langfristige Folgen: Laut einer Studie der Wissenschaftlerin Brigitte Knopf vom PIK Potsdam ist die Trinkwasserversorgung von 500 – 600 Millionen Menschen durch das Abschmelzen der Gletscher bedroht.

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Klimakunst mit wissenschaftlichem Hintergrund

Für seine Fotomontagen hat Dillon Marsh das durchschnittliche Eisvolumen berechnet, das pro Minute von verschiedenen Gletschern abschmilzt. Anhand dieser Berechnungen hat er mit einem 3-D-Programm und Grafiksoftware blaue Kugeln erschaffen, die die abschmelzenden Gletscher symbolisieren und deren Volumen mit seinen Berechnungen übereinstimmt. Marshs Intention war, den Klimawandel zu illustrieren, der voranschreitet, während wir Menschen einfach unsere Leben leben. Und das gelingt ihm mit seinen Fotomontagen ganz gut. Absonderliche, große, blaue Kugeln platziert er in alltägliche Szenen des indischen Lebens. Menschen auf einem Wochenmarkt, die Eiskugel ganz beiläufig, für den Betrachter jedoch Verwirrung stiftend.

Marsh verleiht seinen Bildern eine surreale Note, um damit die ernsthafte Klima Thematik, die sie transportieren, abzuschwächen. So erschließt sich nicht auf den ersten Blick, dass es eine Eiskugel ist, die wie selbstverständlich dort liegt – auf einem Gebäude, auf einem Platz oder in einer Menschenmenge, die diese Kugel nicht beachtet.

Klimawandel, was sonst?

Dillon Marsh, Jahrgang 1981, studierte freie Kunst an der Universität Stellenbosch in Südafrika. Er nahm an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen in Südafrika, Europa und Amerika teil. Wenn man sich mit der Thematik – Klima und Klimakunst  – auseinandersetzt, erscheint das Konzept von „Counting the costs“ nur logisch und durchdacht. Klar, dass diese verwunderlichen Eiskugeln mit Gletschern und der Klimakrise zu tun haben! Es gelingt Marsh, die Beiläufigkeit darzustellen, mit der das Klima sich ändert. Und den Menschen, der sich nicht viel darum zu kümmern scheint, was um ihn herum geschieht.

 

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