Design Verpackung

Precycle statt Recycle oder: Back to Tante Emma

Ach diese Verpackungen! Sie verlocken uns zum Kauf von Dingen die wir nicht brauchen, von denen wir nicht wissen, was sie enthalten und wie es auf uns wirken wird. Wäre nicht alles einfacher, man ließe das Ganze einfach sein und verkaufte Lebensmittel ganz ohne Verpackung?

Nicht nur als Gedanke, sondern als Geschäftsmodell haben gleich mehrere Startups in England bzw. den Vereinigten Staaten die Idee aufgegriffen. Seit 2006 gibt es bereits den Laden UNPACKAGED in London, in dem man von Obst und Gemüse bis hin zu Öl und Marmelade alles in mitgebrachten Gefäßen erstehen kann. Wer das vergisst, bekommt natürlich auch geeignete Gefäße angeboten. Vom Grundprinzip her wird sich Großmutter an den Kolonialwarenladen ihrer Kindheit erinnert fühlen, in dem alltägliche Lebensmittel wie Mehl, Zucker und Hülsenfrüchte immer lose verkauft wurden.

Jetzt ist der Trend auch in die USA geschwappt, wo sich der Fokus des Prinzips aber noch erweitert. Denn nicht nur weniger Müll wollen sie im Alltag erzeugen, sondern auch insgesamt besser leben. Geht es den Aktivisten des so genannten Precycling nicht allein um das Einsparen von Verpackung. Es geht ihnen auch um das, wofür verpackte Lebensmittel Symbol sind: hochverarbeitete künstliche Nahrungsmittel und einen vom reinen Marketing geprägten Handel. Christian Lane, der Gründer des ersten verpackungsfreien zero-waste Supermarktes in.gredients der bald in Austin, Texas eröffnen soll, stellt fest: „nicht die Verpackungen allein, sondern das Manipulieren des Kaufverhalten der Konsumenten im Supermarkt und die künstlichen Lebensmittel machen die Gesellschaft krank“. Sein Ziel ist es, das Prinzip „Lebensmittelkauf“ zu revolutionieren. Das heißt: weg von der hochstilisierten Kaufdramaturgie, die uns zwingt, Dinge zu kaufen, die wir nicht wollen, in Mengen, die wir nicht brauchen. Der typische Impulskauf, so Lane, gehört zu dem ungesündesten für Mensch und Umwelt, was man sich vorstellen kann. In.gredience, so der Name des neuen Geschäftsmodells soll also zementierte Rituale einer vom Marketing durchdrungenen Gesellschaft aushebeln? „In.gredients steht für gemäßigtes, saisonales Einkaufen und Essen.“ Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Öl und Getreide stehen auf dem Programm – aber auch Marmelade, Milchprodukte und Eier. Back to the Basics.

Zweite Prämisse ist das Einsparen von Energie für den Transport vom Bauern zum Konsumenten. Direkt und ohne Umweg über einen Food-Fabrik wollen in.gredients die Lebensmittel beziehen. Faszinierend einfach ist das Konzept, das viele überflüssige Verpackungen einsparen und gleichzeitig Grundlagen über Ernährung ins Bewusstsein rücken könnte. Demnach ist der Gründer auch kein Freund von Müll-Management: „Für uns kommt erst „reduce“, dann „reuse“ und wirklich nur wenn gar nichts mehr geht auch „recycle“. Folglich setzt sich in.gredients für lokale Versorgungswege ein. In den USA mit dem Klischee von allgegenwärtigen Riesenportionen und fettleibigen Burger-Essern formiert sich eine immer stärker und auch attraktiver werdende alternative zum typischen American Food. In.gredients hat sich ganz zeitgemäß per Crowdfunding kapitalisiert, sucht aber noch Unterstützung. Die braucht das kleine StartUp auch, denn in Texas sind laut neuester Statistik um die 30% der Bevölkerung extrem übergewichtig, Tendenz steigend.

(Autor: Birgit S. Bauer, Autorin und Herausgeberin der Diskurs-Plattform designkritik. www.designkritik.dk)

1 Kommentar

  1. Echt cool Sache, Ich bin so froh auf Lilligreen gestoßen zu sein.
    Hier erfahre ich so viele interessante neue Dinge. Danke dafür.
    Und einiges kann man bestimmtr auch gut umsezten, wie diese idee zum Beispiel.
    Wenn jemand will, ich bin mit dabei :)

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