In einem geschützten Waldgebiet auf dem Kirchberg-Plateau in Luxemburg steht ein Bauwerk, das Funktionalität und Umweltschutz auf bemerkenswerte Weise vereint. Der von Temperaturas Extremas entworfene Wasserturm, offiziell bekannt als Bird and Mammal Shelter and Water Reservoir, ist nicht nur ein Trinkwasserspeicher für die wachsende Stadt, sondern auch ein Lebensraum für lokale und wandernde Tierarten. Dieses Projekt zeigt, wie technische Infrastruktur harmonisch in eine fragile Naturlandschaft integriert werden kann.
Ein sensibler Kontext
Der Wasserturm befindet sich in einem Teil des europäischen Natura 2000-Netzwerks, das dem Schutz der biologischen Vielfalt gewidmet ist. Dieses geschützte Gebiet stellt besondere Anforderungen an Bauprojekte – insbesondere an ihre Materialien, Formen und Funktionen. Die Herausforderung bestand darin, eine Struktur zu schaffen, die die ökologische Sensibilität des Standorts respektiert und gleichzeitig einen Mehrwert für das bestehende Ökosystem bietet.
Architektur als Lebensraum für Tiere
Das Design des Turms ist durchdacht und von der Natur inspiriert. Der Bau besteht aus zwei zylindrischen Volumen, die so positioniert wurden, dass sie sich optisch in die Baumlandschaft einfügen. Eine der Strukturen ist mit rauem Beton verkleidet, der an den Außenwänden Nistplätze für Schwalben und auf 50 Metern Höhe ein Nest für Wanderfalken integriert.
Die zweite Struktur ist mit einer Schicht aus natürlichem Kork isoliert und von einer Fassade aus unbehandeltem Lärchenholz umgeben. Diese Holzlatten bieten ideale Bedingungen für Kletterpflanzen und sollen mit der Zeit zu einem grünen Schutzmantel werden. In den Lücken dieser Fassade finden Fledermäuse sichere Unterschlüpfe. Durch diese gestalterischen Maßnahmen wird der Wasserturm zu einem funktionalen Bestandteil des Waldes.
Bilder: Miguel Fernández-Galiano
Ressourcenschonend und für den Wasserkreislauf gemacht
Auch die verwendeten Materialien und Techniken wurden bewusst gewählt, um die Auswirkungen auf die Umgebung zu minimieren. Der Bodenbelag aus verdichtetem Kalksand unterstützt die natürliche Wasserdurchlässigkeit des Waldbodens, während das Dach begrünt wurde, um Regenwasser zu speichern und die Biodiversität zu fördern. Zusätzlich wird das gesammelte Regenwasser außerhalb des Bauwerks gespeichert, wodurch der Wasserkreislauf nachhaltig unterstützt wird.
Wasserturm mit integrativem Ansatz
Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit Ornithologen, Naturschützern und lokalen Experten entwickelt. Ihre Expertise floss in die genaue Platzierung und Gestaltung der Nistplätze ein, um sicherzustellen, dass diese den spezifischen Anforderungen der Tierarten entsprechen. Dies macht den Turm zu einem Bindeglied zwischen menschlicher Infrastruktur und natürlichem Lebensraum.
Ein Vorbild für künftige Bauprojekte
Der Bird and Mammal Shelter and Water Reservoir ist kein radikaler Bruch mit bestehenden Praktiken, sondern ein intelligentes Beispiel dafür, wie technische und ökologische Anforderungen miteinander kombiniert werden können. Besonders für urbane Entwicklungsgebiete wie Kirchberg zeigt dieses Projekt, wie moderne Infrastruktur die Lebensqualität für Mensch und Tier gleichermaßen verbessern kann.
Indem der Wasserturm aktiv in das bestehende Ökosystem integriert wurde, wird er zu einem zukunftsweisenden Modell für eine Bauweise, die im Einklang mit der Natur steht. Er lädt dazu ein, über die Funktion von Architektur hinauszudenken und ihre Potenziale im Kontext von Naturschutz und Biodiversität neu zu bewerten.
Architektur: Temperaturas Extremas
Bilder: Miguel Fernández-Galiano
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