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Shellmet – ein Helm für Fischer aus Jakobsmuscheln

Jedes Jahr werden im Umfeld des japanischen Fischerdorfes Sarufutsu etwa 40.000 Tonnen Jakobsmuschelschalen entsorgt. Ein Kunststoffhersteller entwickelte aus den dort weggeworfenen Muschelschalen und recyceltem Plastik ein neuartiges Material: Shellstic. Jetzt wurde aus dem neuartigen Recyclingmaterial ein Helm produziert, der extra für die lokalen Fischer konzipiert wurde. Der Shellmet könnte laut Hersteller aber auch als Fahrradhelm oder Schutzhelm bei Katastrophenschutzarbeiten verwendet werden.

In dem japanischen Distrikt Soja, in dem sich das Fischerdorf Sarufutsu befindet, ist der Umgang mit Meeresmüll aus der Fischerei eine große Herausforderung. Die lokale Umweltbelastung durch die Entsorgung von Jakobsmuschelschalen ist nicht ohne Risiken und könnte zu einer ernsthaften Bodenkontamination und damit zur Bedrohung der lokalen Gemeinschaft führen. Um das Problem überschüssiger Jakobsmuscheln zu lösen, entdeckten Forscher, dass der Hauptbestandteil von Jakobsmuscheln Kalziumkarbonat ist und als Rohstoff für ein völlig neues Material wiederverwendet werden kann.

Bilder: TBWA\HAKUHODO

 Shellstic: Recyclingmaterial aus Muscheln und Plastikabfall

Jakobsmuscheln sind die am häufigsten verzehrten Schalentiere der Japaner und sie sind auch die Schalentiere, die am meisten Abfall verursachen. Betrachtet man Muschelschalen als Ressource und nicht als Abfall, bieten sie als nachhaltiges Material neue Möglichkeiten. Die Wiederverwertung des Materials ist nicht nur eine Lösung des Abfallproblems, sondern kann zu einer wichtigen Ressource für die Unterstützung der lokalen Gemeinschaft werden.

Das Recyclingmaterial aus Muschelschalen und Plastikabfall wurde von dem Kunststoffhersteller Koshi Chemical Industry Co. zusammen mit Professor Hiroshi Uyama von der Universität Osaka entwickelt. Das Material Shellstic wird durch Kochen und Sterilisieren der gesammelten Schalen hergestellt, die danach fein zerkleinert und mit dem Kunststoff vermischt werden. Um dem Material auch Bekanntheit zu verleihen, entwickelte die Tokioer Werbeagentur TBWA\HAKUHODO neben dem Namen und Logo von Shellstic auch die Idee des Schutzhelmes Shellmet.

Bilder: TBWA\HAKUHODO

 Shellmet: Design inspiriert von Muscheln

Das Design der Schutzhelme wurde auf der Grundlage des Konzepts der „Biomimicry“ entwickelt. Biomimicry bedeutet, Mechanismen der natürlichen Welt nachzuahmen und für menschliche Technologien und Lösungen zu nützen. Der Shellmet enthält nämlich eine spezielle Rippenstruktur in seinem Design, die die Struktur von Jakobsmuscheln nachahmt. Dadurch wird die Schutzfunktion des Shellmet im Vergleich zum Gehäuse ohne Rippenstruktur um ca. 30 % verbessert, obwohl weniger Material verwendet wird. Die Muschelschalen sind die natürlichen Schutzpanzer der Muscheltiere, und es ist eigentlich ziemlich genial, dass nicht nur das Muschelmaterial, sondern auch die Formstruktur der Muschelschalen für die Entwicklung des Helms zum Einsatz kommt.

Für die 270 Fischer des Fischerdorfes Sarufutsu ist ein Schutzhelm unentbehrlich, die Fischerei ist nicht ohne Risiken. Der Shellmet kann aber auch Verwendung finden beim Katastrophenschutz. In den letzten Jahren wurde die Region von schweren Erdbeben heimgesucht und es besteht Gefahr durch Katastrophen wie Starkregen und Schneeschäden. Die Helme sollen in Japan für den Katastrophenschutz gespendet werden, aber auch voraussichtlich ab Frühling 2023 im Handel erhältlich sein.

 

 Materialien aus Muscheln

Auch wenn die Kombination aus Jakobsmuscheln und Recyclingplastik eine Innovation darstellt, ist Shellstic natürlich nicht das erste Material aus Muscheln. Muscheln finden schon seit Jahrtausenden Verwendung als Rohstoff, unter anderem für Schmuck und für den Häuserbau. Wir berichteten bereits über Bio-Glas aus Muscheln und ein Naturressort aus Muschelkalk. Die Möglichkeiten, aus Meeresmaterialien Neues zu erschaffen, sind schier endlos. Materialien aus Algen oder aufgesammeltem Meeresplastik machen schon länger die Runde.

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