Öko-Tipps Reise-Special

Nachhaltige Sonnencreme: besser Sonnenschutz oder Meeresschutz?

Wie schön doch so ein Tag am Meer sein kann: Sonne satt, von der Natur umgeben und Erfrischung wartet im kühlen Nass. So weit, so schön! Wäre da nicht das Thema Sonnenschutz. Denn so wichtig wie es ist, sich vor der Sonne zu schützen, so wenig lässt sich dieser Schutz mit dem der Umwelt vereinen. Beides ist ohne Wenn und Aber absolut notwendig. Schützt sich der Mensch nicht vor der Sonneneinstrahlung, wird der körperliche Alterungsprozess schneller vorangetrieben und das Hautkrebsrisiko erhöht sich deutlich. Auf der anderen Seite benötigen wir das Sonnenlicht auch, denn es ist unsere einzige Möglichkeit Vitamin-D zu produzieren. Und unser Immunsystem wird auch gleich mit gestärkt. Ein kompletter Schutz vor der Sonneneinstrahlung wäre also fatal.

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Die Mehrheit der Sonnenanbeter greift also meist schnell zu schützender Creme, Spray oder Lotion: einmal aufgetragen gelangen deren Inhaltsstoffe allerdings über unsere Haut direkt ins Wasser. Doch in der Umwelt angekommen, setzen sie Tier und Natur ordentlich zu. Denn um die Haut optimal vor der Strahlung zu schützen, wurden Sonnencremes von der Kosmetikindustrie mit reichlich – auch für den Menschen – bedenklichen Inhaltsstoffen versehen. Was gilt es nun also mehr zu schützen: unsere Gesundheit oder die unseres Planeten – Sonnenschutz versus Umweltschutz?

Wie groß ist die Bedrohung für die Umwelt?

Sobald biologisch nicht abbaubare, wasserunlösliche Inhaltsstoffe wie Oxybenzone und Oktinoxate ins Meer gelangen und sich dort ausbreiten, sind insbesondere Korallen, aber auch noch viele weitere Meeresbewohner, in großer Gefahr. Oxybenzon ist als Lichtschutzfilter in 90 Prozent der herkömmlichen Sonnencremes enthalten. Als endokriner Disruptor steht der Stoff aber auch im Verdacht das menschliche Hormongleichgewicht empfindlich zu stören. Diese Nanopartikel reichern sich mit Vorliebe an Organismen sowie Oberflächen an und stellen deswegen eine große Gefahr für Korallenriffe dar.

Die Korrallenriffe sind von immenser Bedeutsamkeit für die Bio-Diversität des Meeres. Schon in einer sehr geringen Konzentration scheinen die in Sonnencremes enthaltenen UV-Filter Viren zu aktivieren, die den Mikroalgen, die in Symbiose mit Korallen leben, empfindlich zusetzen. Wenn diese wertvollen Organismen mehr und mehr verschwinden, bleichen auch die Korallenriffe aus und sterben ebenfalls ab. Und auch Meeresschildkröten, Wasserflöhen sowie Papageifischen setzen die in Sonnencremes enthaltenen Nanopartikel drastisch zu. Sie können sich immer schlechter reproduzieren und sterben schließlich aus.

Nachhaltige Sonnencreme mit Meeresschutz - -Gebleichte Koralle - Quelle: Wikipedia

Bildquelle: Wikipedia (CC BY 3.0)

Dieses Schicksal der Natur widerfährt ihr besonders an beliebten Touristen-Stränden immer heftiger. Allmählich wird versucht dagegen vorzugehen und vereinzelt chemischer Sonnenschutz sogar schon verboten. So tritt auf Hawaii ab Januar 2021 ein Gesetz in Kraft, dass Sonnencreme verbietet, wo Oxybenzone und Oktinoxate enthalten sind.

Chemischer Sonnenschutz, gefährlicher Sonnenschutz

Etwa 14.000 Tonnen Sonnenmilch landen jährlich in Form von Lotion, Öl, Fluid oder Gel in den Gewässern dieser Welt – und auch Produkte, die als wasserfest angepriesen werden, sondern giftige Partikel ab. Herkömmliche Sonnenmilch nutzt zum Schutz der Haut chemische Filter, die in die oberste Hautschicht eindringen und äußerst bedenklich für unser aller Gesundheit sind. Insbesondere für Allergiker und Kinder können chemische Filter problematisch werden. Aber auch für Schwangere und stillende Mütter, denn sie können im Körper wie Hormone wirken. Neben Filtern wirken auch Silikone, Parabene und hautreizende Duftstoffe auf Dauer wie ein Gift auf unseren Körper.

Laut einer EU-Regelung werden alle Teilchen, die kleiner sind als 100 Nanometer als Nanoteilchen bezeichnet. Sie gelten vor allem in konventionellen Sonnencremes mit chemischen UV-Filter als bedenkliche Inhaltsstoffe. Noch ist nicht vollständig klar wie Nanoteilchen im menschlichen Körper wirken. Es wird aber angenommen, dass Nanopartikel aufgrund ihrer winzigen Größe Zellmembranen schädigen, die DNA stören und Krebs erregen können. Fakt ist auch, dass diese kleinen Teilchen ihre chemischen und physikalischen Eigenschaften verändern und in Verbindung mit anderen Molekülen im Körper Reaktionen hervorrufen können. Deswegen ist seit 2013 die Angabe „Nano“ vor dem jeweiligen Inhaltsstoff auf kosmetischen Produkten verpflichtend. Bei Kindern wird am ehesten zu nanopartikelfreien Produkten sowie mineralischem Sonnenschutz geraten. Auf verletzte Haut wie sie es beispielsweise bei Sonnenbrand ist, sollte keine Creme mit Nanopartikel aufgetragen werden – genauso wenig wie auch auf dem Gesicht.

Bio- und Naturkosmetik als Sonnenschutz

Anders als herkömmliche Sonnencreme wirkt Bio-Sonnencreme physikalisch. Einer ihrer Bestandteile ist Zink, entsprechend bilden mineralische Filter wie Titanoxid und Zinkoxid eine Schutzschicht auf der Haut, die die UV-Strahlen wie kleine Spiegel reflektieren und brechen. Die Sonnencreme zieht also nicht in die Haut ein, sondern legt sich wie ein Film auf sie und schützt sie so zusätzlich. Dieser Überzug ist allerdings sichtbar und bringt den oftmals ungeliebten „Weißeffekt“ mit sich. Mittlerweile gibt es aber auch schon Bio-Sonnencremes, die aus verkleinerten mineralischen Substanzen bestehen und entsprechend kaum noch zu sehen sind. Zudem lassen Sie sich auch noch besser auftragen. Erst wenn die Partikel im Nano-Bereich liegen, werden auch Bio-Sonnencremes zur Gefahr. Grundsätzlich sind Nanoteilchen in Bio-Sonnencremes nicht verboten: es lohnt sich deswegen auch hier, die Inhaltsstoffe immer genau zu checken.

Hinsichtlich der Inhaltsstoffe geben aber vor allem Zertifizierungen und Siegel den Verbrauchern mehr Gewissheit sowie Sicherheit, denn die Begriffe ,Naturkosmetik‘ und ,Bio-Kosmetik‘ sind keine gesetzlich geschützten Begriffe und können so von der Kosmetik-Industrie – insbesondere für Werbezwecke – beliebig verwendet werden. Zertifizierte Naturkosmetikprodukte sind zum Beispiel durch das BDIH-Siegel oder das NaTrue-Siegel gekennzeichnet. Im Gegensatz zur EU-Kosmetik-Verordnung verbieten Naturkosmetiksiegel eine deutlich größere Anzahl an Inhaltsstoffen. So sind viele umstrittene chemisch-synthetische Bestandteile wie Silikone, Polyethylenglykole und Inhaltsstoffe auf Erdölbasis nicht in zertifizierten Naturkosmetik-Produkten enthalten. Auch Mikroplastik, Konservierungsstoffe und nahezu alle Lichtschutzfilter schaden allesamt unserer Gesundheit sowie der Umwelt und sind entsprechend ebenfalls als Bestandteile in Naturkosmetik strengstens untersagt.

Naturkosmetik Siegel - BDIH und NaTrue Label

Nachhaltiger Sonnenschutz fängt schon früh(er) an

Schon als Kind hat man von den Erwachsenen viele Ratschläge zum Thema Sonnenschutz zu hören bekommen. Diese haben an Gültigkeit bis heute nicht verloren: meiden Sie also die Mittagssonne von 11 bis 15 Uhr, begeben Sie sich hin und wieder auch an schattige Plätze und tragen Sie längere, leichte Kleidung – bestenfalls aus synthetischen Fasern, denn Baumwolle lässt in diesem Fall die gefährliche Strahlung hindurch. Das heißt, nicht unbedingt das Material ist für den optimalen Sonnenschutz entscheidend, vielmehr die Dichte sowie die Farbe des Gewebes sind hier ausschlaggebend. Greifen Sie also gern zu Kleidung aus natürlichen Fasern statt zu High-Tech-Stoffen. Außerdem kann man sich auch am standardisierten UV-Schutzfaktor für Textilien (UPF) orientieren.

Vergessen Sie keinesfalls eine Kopfbedeckung wie beispielsweise einen großen Sonnenhut mit breiter Krempe. Nicht nur der Hinterkopf wird so geschützt, sondern auch mehr als die Hälfte des Gesichts. Auch die Haut selbst schützt sich: sobald der Bräunungseffekt einsetzt, bedeutet dies, dass die Körperzellen gegen die Strahlung aktiv werden und der Farbstoff Melanin gebildet wird. Abhängig vom individuellen Hauttyp, wirkt dieser „Schutz“ allerdings meist nicht länger als 30 Minuten. Was dann folgt, ist die Hautrötung, die uns allen als Sonnenbrand bekannt ist.

Natürliche Alternative: Ölen statt Cremen

Auch diverse naturbelassene Öle sind in der Lage uns vor den gefährlichen Sonnenstrahlen zu schützen. Sie spenden der Haut wertvolle Fettsäuren sowie antioxidatives Vitamin E. Auf diese Weise wird nicht nur die Faltenbildung verzögert, sondern die Haut zugleich auch feucht gehalten. Das bringt den angenehmen Effekt mit sich, dass sie zart, glatt und geschmeidig wird. Allerdings gilt es zu erwähnen, dass alle Öle nur im niedrigen Lichtschutzfaktorbereich wirksam sind. Die Schutz-Funktion hält keinesfalls länger als einen halben Tag im Sonnenlicht am Meer oder in den Bergen.

Speziell Sesamöl eignet sich für den Schutz der Haut sehr gut, denn es blockt bis zu 30 Prozent der UV-Strahlung ab. Es ist außerdem reich an Antioxidantien, wodurch freie Radikale besser neutralisiert werden können. Freie Radikale sind Stoffe, die durch UV-Strahlung entstehen, die Hautzellen angreifen und den Alterungsprozess beschleunigen können. Auch Kokosöl hilft, der Sonnenstrahlung entgegenzuwirken, gleichwohl der Sonnenschutzfaktor hierbei etwas geringer ist als bei Sesamöl. So schafft Kokosöl etwa 20 Prozent der UV-Strahlung zu blockieren. Es verstopft zudem die Poren nicht unnötig und verleiht der Haut einen seidigen Glanz.

Nachhaltige Sonnencreme - Kokosoel als Sonnenschutz

Bildquelle: Wikipedia / Dr. Hannes Grobe

Als ähnlich wirksam gelten auch Erdnuss- sowie Olivenöl, allerdings sind diese beiden ein wenig schwerer und hinterlassen dadurch eine dünne, sichtbare Filmschicht auf der Haut. Und auch Hanföl reiht sich hier mit ein: es ist gut für die Regeneration der Haut, hat aber ebenfalls nur einen geringen Sonnenschutzfaktor. Wer generell nur einen niedrigen Lichtschutzfaktor benötigt, dem sei auch zu Shea-Butter und Jojobaöl geraten. Beide bieten Schutz von etwa 4 Prozent. Aber Vorsicht: ätherische Öle bieten gänzlich keinen Sonnenschutz. Nur wer sich seine Sonnencreme selbst herstellt, kann diese für eine hautpflegende und zellregenerierende Funktion mit ätherischen Ölen anreichern.

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Nachhaltige Sonnencreme mit Meeresschutz

Sowohl die Natur als auch der Mensch müssen geschützt werden. Das umzusetzen ist derzeit allerdings noch nicht so leicht, aber erste (kleine) Schritte sind bereits gesetzt. So ist die Forschung schon dabei ökologisch vertretbare Sonnencremes zu entwickeln, bei denen die synthetischen Hauptschadstoffe durch biologisch abbaubare Filter ersetzt werden – natürlich ohne das dabei die Schutz-Funktion beeinträchtigt wird. Es sind sogar bereits erste Produkte auf dem Markt, die mit „Ocean Protect“ werben. Diese versprechen keine riff- und umweltschädlichen Schutzfilter zu beinhalten. Und wie hier beschrieben kann auch der Mensch selbst aktiv werden. Denn so ist nicht nur ihm selbst, sondern auch der Umwelt am meisten geholfen.

2 Kommentare

  1. Sonnencreme ist wirklich ein wichtiges Thema, da das jeder benutzt. Aber ich finde, bei Kosmetik allgemein sollte die Verantwortung eher beim Hersteller liegen, als beim Verbraucher. Beispielsweise gibt es heutzutage gute natürliche Alternativen zu Mikroplastik wie Obstkerne. Sowas ist aber aufgrund der Kosten wahrscheinlich einfach nicht lohnenswert…

  2. Sehr interessant! Ist ihnen auch bewusst, dass das „beruemte“ Zinkoxyd ein paradox an sich ist? Es reflektiert zwar die UV Strahlen, hat jedoch gleichzeitig einen austrocknenden Effekt für die Haut. Zudem schuetzt es nur vor den UVB Strahlen und nicht vir den tiefereindrungenden UVA Strahlen. Ganzheitlicher Sonnenschutz ist eine Wissenschaft für sich :,)!!.. Und das berühmte Zinkoxid schwimmt an der Oberfläche aller Gewässer und Meere. Wussten Sie, daß Zinkoxid nur durch Säure abbaubar ist…..? Also auch ein Dilemma für die Fauna…! Auf jeden Fall vielen Dank für Ihren Artikel.

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