Ein Hotelzimmer mitten in der Landschaft, das mit Spanngurten zusammengehalten wird? Stapel Op, eine temporäre Hotelkabine des niederländischen Architekturstudios Overtreders W, bietet Gästen die Möglichkeit, in einer einzigartigen Unterkunft zu übernachten, die vollständig aus geliehenen Materialien erbaut wurde. Die Idee ist so einfach wie genial: Statt neue Materialien zu verwenden, hat Overtreders W lokale Quellen genutzt, um das gesamte Baumaterial für die außergewöhnlichen Übernachtunskabine inmitten des niederländischen Polderlandes von Veenhuizen zu beschaffen.
Kreislauffähige Architektur mit Materialien aus der direkten Umgebung
Das experimentierfreudige Architekturbüro Overtreders W hat sich auf nachhaltige und kreislauffähige Materialnutzung spezialisiert. Sie möchte Architektur demontierbar und wiederverwendbar machen, Materialien ausleihen und leasen sowie biobasierte und recycelte Ressourcen nutzen, um damit eine völlig neue Perspektive auf das Bauen zu entwickeln. Für Stapel Op haben die Architekten die Umgebung erforscht und schnell fündig geworden. Betonrinnen und Holz wurden vom örtlichen Zimmermann geliehen, während Dachziegel und Pflastersteine von einem nahegelegenen Bauernhof stammen, auf dessen Land auch die Kabine errichtet wurde. Diese nachhaltige Herangehensweise spart Ressourcen und vermittelt den Gästen die Wichtigkeit des bewussten Umgangs mit Materialien.
Eine temporäre Hotelkabine mit Spanngurten
Das herausragende Merkmal dieses Projekts ist die Verwendung von Spanngurten anstelle von herkömmlichen Befestigungsmethoden wie Kleben, Bohren oder Schrauben. Die gesamte Struktur der außergewöhnlichen Hotelkabine wird durch Spanngurte zusammengehalten, was bedeutet, dass alle Materialien nach dem Projekt ohne Schäden und Wertminderung zurückgegeben werden können. Diese innovative Lösung dient nicht nur der Nachhaltigkeit und vollständigen Wiederverwendbarkeit der Materialien, sondern verleiht dem Hotel auch eine einzigartige ästhetische Note.
Stapel Op: eine Hommage an die Geschichte von Veenhuizen
Stapel Op ist nicht nur ein Architekturprojekt, sondern auch eine Hommage an die bewegte Geschichte von Veenhuizen. Das mittlerweile als Weltkulturerbe geltende Dorf, unweit der Grenze zu Deutschland, wurde vor gut 200 Jahren als Reformkolonie Landbouwkolonie Veenhuizen von obdachlosen Menschen im Zwangsarbeitsdienst errichtet. In Anlehnung an die Vergangenheit des Ortes, an dem Arbeit und Leben mit sehr begrenzten Mitteln überlebensnotwendig war, wurde diese Kabine geschaffen. Stapel Op ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie nachhaltiges Design und architektonische Innovation positive Veränderungen bewirken können. Es erinnert uns daran, dass selbst unter begrenzten Umständen und mit wenig Ressourcen großartige Dinge erreicht werden können.
Temporäre nachhaltige Übernachtungsmöglichkeiten
Das Stapel Op Projekt ist Teil des Veen Huis Hotels, das von Ketter&Co und dem örtlichen Hotel Bitter & Zoet ins Leben gerufen wurde. Im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums von Veenhuizen wurden an verschiedenen Orten in der geradlinigen Landschaft 7 einzigartige, temporäre Übernachtungsmöglichkeiten errichtet. Die Bauwerke wurden von jungen und etablierten Designern, Architekten und Künstlern entworfen und gebaut. Bei der Entwicklung wurden nachhaltige Materialien verwendet, die weitgehend lokal produziert, geliehen oder gefunden wurden.
Die Gäste in den unkonventionellen Hotelzimmern mitten in der Landschaft können nicht nur in einer einzigartigen und nachhaltigen Unterkunft übernachten, sondern auch die ruhige Umgebung, die Moorlandschaft und ein köstliches Frühstück inmitten der Natur genießen. Die Unterkünfte stehen noch bis Oktober 2023 für Übernachtungen zur Verfügung, danach werden die Hotelkabinen wieder abgebaut und die geliehenen Materialien zurückgegeben.