Manchmal beginnen große Geschichten ganz leise. Mit Kindern, die lieber barfuß laufen. Mit Eltern, die sich fragen, warum es keine Schuhe gibt, die sich wie Barfußgehen anfühlen – und trotzdem schützen. Mit einer Idee, die nicht nur ein Produkt, sondern ein ganzes Unternehmen hervorbringt. So begann die Geschichte von Wildling Shoes. Und sie ist bis heute eine Geschichte von Mut, Konsequenz und Liebe zum Detail.
2025, zehn Jahre nach dem ersten Wildling-Prototyp, blickt das Unternehmen auf eine eindrucksvolle Entwicklung zurück: vom Start-up im Bergischen Land zur europaweit gefeierten Ikone für Minimalschuhe und regeneratives Unternehmertum. Was geblieben ist: das Herz – und ein schlaues Fuchsgesicht, das sich von einem kleinen Öko-Pionier zum Symbol einer ganzen Bewegung für nachhaltige Barfußschuhe entwickelt hat.
Ein Familienunternehmen mit Haltung
Die ZDF-Doku Hidden Champions: Barfußschuhe wirft einen seltenen Blick hinter die Kulissen eines Familienunternehmens, das aus tiefster Überzeugung entstanden ist – und sich seiner Ideale auch in Krisenzeiten nicht entledigt. Wildling wurde von Anna und Ran Yona gegründet, ursprünglich aus dem Wunsch heraus, Schuhe zu schaffen, die Kindern Bewegung ermöglichen – ganz ohne starre Sohlen, Schadstoffe oder Mode-Diktate.
Der Dokumentarfilm zeigt eindringlich und persönlich, wie die Gründerfamilie mit Erfolgen und Herausforderungen umgeht. Heute arbeitet auch Annas Sohn Nevó an einem eigenen Wildling-Projekt. Noch schulpflichtig, entwickelt er Sneaker-inspirierte Modelle für seine Generation – mit dem gleichen kompromisslosen Anspruch an Nachhaltigkeit und Fußgesundheit.
Annas Vater, ein pensionierter Chemielehrer, hilft mit großer Leidenschaft dabei, Wildling kreislauffähig zu machen: Er forscht und experimentiert mit Materialien und unterstützt das vollständige Recycling der Sohlen. In einem großen Kochtopf werden die Sohlen aus eingesammelten, ausgedienten Wildling-Schuhen herausgelöst – das so gewonnene Material wird anschließend in Portugal wieder als Rohstoff für neue Sohlen verwendet.
Diese familiäre Verbindung durchzieht alle Ebenen – nicht nur im Gründungsteam, sondern auch in der Unternehmenskultur: New Work, Remote-Arbeit, Teilzeitmodelle, familienfreundliche Arbeitsrhythmen und eine internationale Gemeinschaft überzeugter Wildling-Fans haben eine starke Gemeinschaft entstehen lassen.
Schritt für Schritt konsequent
Wildling ist kein Unternehmen, das Kompromisse macht – zumindest nicht bei dem, was zählt. Materialien wie Hanf, Leinen, Wolle aus Deutschland oder Washi-Papier aus Japan stehen im Zentrum. Lieber etwas teurer einkaufen, dafür aber natürlich, fair und regenerativ – das war von Anfang an das Credo. Diese Haltung, die sich jeder Greenwashing-Floskel entzieht, hat Wildling Kultstatus eingebracht. Die Community weiß: Hier wird nicht nur geredet, hier wird gelebt, was versprochen wird. Hier im Lilli Green Magazin haben wir bereits über Wildlings Ansatz der regenerativen Nachhaltigkeit berichtet.
Diese Konsequenz hat ihren Preis, besonders in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die ZDF-Doku zeigt auch, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, wenn man nicht „Business as usual“ machen will: Wildling musste sich in den letzten Monaten von rund der Hälfte der Belegschaft trennen. Die Hoffnung bleibt: dass auch aus dieser Zäsur ein Impuls für die nächste Regenerationsphase entstehen kann.
Eine Sohle als Symbol
Der zentrale Unterschied liegt buchstäblich unter den Füßen: Die Wildling-Sohle ist flexibel, dünn und einzigartig gestaltet – inspiriert von traditionellen Ninja-Schuhen. Sie ermöglicht Bewegung, wo andere einengen. Sie verbindet uns mit dem Untergrund, mit unserem Körper, mit dem Moment.
Ob das federleichte Modell Tanuki Niji (aus Papierfasern!), der wetterfeste Arnow oder der kinderfreundliche Lago – jeder Wildling-Schuh ist ein Statement für einen bewussteren Umgang mit Konsum, Bewegung und Gesundheit. Für viele ist es der erste Schritt zu einem achtsameren Lebensstil – und manchmal auch ein Schritt in ein schmerzfreieres Leben, wie begeisterte Kund:innen berichten.
Die wachsende Bewegung für Barfußschuhe
Wildling war nie nur eine Marke. Es ist ein Wertesystem in Bewegung. Eines, das Verbindungen stiftet – zu Menschen, Ideen, Lieferant:innen und Kooperationspartner:innen, die ähnliche Visionen teilen. Die Community, die über Crowdfunding einst den Start möglich machte, ist heute zu einer weltweiten Bewegung für Barfußschuhe geworden. Die erste europäische Messe für Barfußschuhe im Sommer 2025 in Offenbach zeigt: Die Idee ist angekommen.
Das Wilde in uns bewahren
Vielleicht ist das die eigentliche Kraft von Wildling: Dass es uns einlädt, uns selbst und die Erde wieder näher zu kommen. Uns zu erinnern, was unsere Füße können – und was unsere Entscheidungen bewirken. „Ein Stück Freiheit in ein paar Schuhe zu packen“, wie Anna Yona es sagt, ist mehr als ein schönes Bild. Es ist gelebte Verantwortung und eine Einladung, mutig neue Wege zu gehen, in einer Welt, die sie dringend braucht.