Kunst

Land-Art – 50 Jahre Kunst mit und gegen die Natur

Land-Art – eine Umgestaltung von Natur in Kunstwerke, ist in den 1960er Jahren in Amerika entstanden. Die avantgardistische Kunstrichtung hatte zuerst einen gesellschaftskritischen Hintergrund und nichts mit der Nachhaltigkeitsbewegung gemeinsam, die sie heutzutage kennzeichnet.

„Es geht um Kunst, nicht um Landschaft“, wusste Michael Heizer zu erklären. Damals stand eine klare Botschaft hinter der Kunst im öffentlichen Raum: Sie sollte für alle zugänglich sein. Deswegen wurden Land-Art Kunstwerke der damaligen Zeit unter drei Aspekten konzipiert:

  • Man konnte sie weder kaufen noch besitzen.
  • Man konnte sie nicht transportieren.
  • Sie waren vergänglich.

Land Art - Sun Tunnels von Nancy Holz

Nancy Holt, Sun Tunnels, 1976 © Bildrecht, Wien, 2019

Kunst mit und aus der Natur

Im Europa der 1970er Jahre entstand ein zunehmendes Umweltbewusstsein, parallel dazu eine sich an ökologischen Grundsätzen orientierende Natur-Kunst. Diesen nachhaltigen Ansatz kann man besonders gut in den Arbeiten von Anthony Goldsworthy feststellen. Der britische Land-Art Künstler empfindet eine nahezu esoterische Verbundenheit mit unserem Heimatplaneten. Deswegen verwendet er ausschließlich natürliche Materialien, die in den Naturkreislauf zurückgelangen, sobald das Kunstwerk verschwunden ist. Auch James Brunt pflegt eine ressourcenschonende und umweltbewusste Arbeitsweise. Nach wie vor greifen viele Land-Art Künstler jedoch radikal in die Umwelt ein, um sie nach ihren Ideen zu verändern.

Land-Art mit Materialschlacht

Charakteristisch für Land-Art ist, dass sie weder an ein Format noch an ein Material gebunden ist. Sie entsteht sowohl kleinteilig und unter Verwendung ausschließlich natürlicher Materialien, als auch in gigantischem Ausmaß mit dem Einsatz von Baggern, Bulldozern und anderem schweren Gerät. Beispiele für enorme Materialschlachten sind immer wieder die Werke von Christo. Im Jahr 1983 verwendete er für seine pinken Inseln 603.850 qm Polypropylengewebe. Über 35 Jahre später ist der Gedanke von Nachhaltigkeit längst in den Köpfen der Menschen angekommen – sollte man meinen. Dennoch wird Christo im kommenden Jahr den Arc de Triomphe mit 25 000 qm Polypropylen verhüllen. Aus diesem Material werden normalerweise Verpackungsmittel hergestellt.

Natur-Kunst am Ende der Welt

Legendär ist das Werk „Spiral Jetty“ des amerikanischen Land-Art Künstlers Robert Smithson. Eine Steinspirale in der Ödnis, Symbol der Unendlichkeit, teils im roten Wasser, teils auf dem Land gelegen. Es ist ein abgelegener See in Utah, der Great Salt Lake. Vor allem ist es ein roter See, denn Algen und Mineralien verleihen dem Wasser eine rötliche Farbe. Für Smithson der perfekte Ort. Hier konzipiert er ein Kunstwerk, das einerseits im Einklang mit der Natur ist – er nutzt die natürliche Färbung des Wassers, muss sie nicht künstlich herstellen. Andererseits jedoch nimmt er einen gigantischen Eingriff vor: Im Jahr 1970 lässt Smithson 6650 Tonnen Stein und Geröll am Great Salt Lake von schweren Maschinen bewegen. Bulldozer, Raupen und Kipplader formen das Gestein in Gestalt dieser riesigen Spirale, Spiral Jetty, die als Ikone der Land-Art in die amerikanische Kunstgeschichte eingeht.

Land Art - Spiral Jetty von Robert Smithson Land Art Installation - Spiral Jetty von Robert Smithson

Robert Smithson, Spiral Jetty, 1970 © Bildrecht, Wien, 2019

Land-Art Ausstellung in der Kunsthalle Krems

Man muss nicht zum Great Salt Lake nach Utah fahren, um Spiral Jetty zu bewundern. Wer diese und andere Größen der Land-Art bewundern möchte, kann es auf der passenden Ausstellung in der Kunsthalle Krems tun. Filme und fotografische Aufzeichnungen, beispielsweise von Gerry Schum (der Begründer des Begriffs Land Art), zeigen Klassiker aus der avantgardistischen Pionierzeit der Land Art. Auch eine zeitgenössische österreichische Position ist vertreten: „Sofafahrten“ von Josef Trattner beinhaltet Fotografien, Filme und Zeichnungen – und Gespräche des Künstlers auf einem schwimmenden rosa Sofa.

Land Art - Gerry Schum - Filmstill - Mensch und Landschaft Land Art - Gerry Schum - A hole in the sea

Land Art. Fernsehausstellung I der Fernsehgalerie Gerry Schum, 1968/69 © Gerry Schum / Hamburger Kunsthalle

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