Kunst

Kunst und Natur im Dialog: Eine Erkundung ökologischer Kunst

In der Suche nach einer tieferen Verbindung zur Natur haben Künstler seit langem die Grenzen des Kunstschaffens erweitert. Von der monumentalen Land Art der 60er und 70er Jahre bis hin zu zeitgenössischen Reflexionen über den Klimawandel und die menschliche Beziehung zur Umwelt manifestiert sich ein reiches Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen, die den Dialog mit der Natur suchen. Wir widmen uns hier einer kleinen, bewusst nicht vollständigen Erkundung ökologischer Kunst.

Beitragsbild: Jon Foreman

Die Ursprünge der Land Art: Eine Erweiterung des Kunstbegriffs

Die Land Art, eine Bewegung, die in den 60er und 70er Jahren aufkam, sprengte die traditionellen Grenzen der Kunst. Durch die Verwendung unkonventioneller Materialien und die Schaffung im Kontext der Natur erweiterten Künstler wie Christo, Richard Serra oder Robert Smithson das Verständnis von Kunstwerken. Doch während diese künstlerischen Interventionen oft spektakulär waren, werfen sie auch Fragen nach der Vereinnahmung und Kolonisierung natürlicher Landschaften auf. Wir widmen uns bereits die Frage, ob Land Art Kunst mit oder gegen die Natur ist.

Land Art - Spiral Jetty von Robert Smithson

Robert Smithson, Spiral Jetty, 1970 © Bildrecht, Wien, 2019

Die Evolution ökologischer Kunst: Subtile Dialoge mit der Natur

Im Gegensatz zu den monumentalen Eingriffen der Land Art setzen zeitgenössische Künstler wie Andy Goldsworthy auf subtilere Interaktionen mit der Natur. Durch das Spielen mit natürlichen Elementen und Materialien reflektieren sie nicht nur die Schönheit der Umwelt, sondern auch die Vergänglichkeit des menschlichen Daseins. Diese Werke laden dazu ein, über das Bewusstsein für unsere Verbindung zur Natur nachzudenken und die eigene Rolle im Ökosystem zu hinterfragen.

leaning into the wind - film über künstler andy goldsworty

 Andy Goldsworthy, Filmstil aus „Leaning into the Wind“

Spielen mit und in der Natur

Auch Künstler wie James Brunt, Jon Foreman und Hannah Bullen-Ryner setzen vor allem auf spielerische Interaktionen mit und in der Natur. Durch subtile Interventionen und naturnahe Gestaltungen schaffen sie Raum für Reflexion über unsere Beziehung zur Umwelt. Dass ihre Werke vielleicht nicht der Art von Kunst mit großem „K“ sind, macht sie nicht weniger relevant. Ihre Ansätze stellen das persönliche, ästhetische Spiel mehr in den Mittelpunkt als den Anspruch, große Werke zu schaffen. Das Vergängliche und Spielerische sowie die persönliche Freude stehen dabei im Zentrum. Die Essenz davon lässt sich nur teilweise als Werk instrumentalisieren.

kunst in der natur - mandalas von james brunt

James Brunt

Eine neue ökologische Bewegung in der Kunst

Zurzeit setzen sich durch die Aufmerksamkeit für Klimawandel und andere ökologische Themen auch eine neue Generation von Künstlerinnen intensiv mit der Natur auseinander, und ihre Werke finden oft in Museen und Galerien Anerkennung. Heutzutage sind es oft nicht Männer, die mit großen Werken die Natur für ihre Visionen instrumentalisieren, sondern vermehrt Frauen, die mit ihren Werken zu mehr Nähe und Verbindung mit der Natur beitragen möchten. In einer urbanen Welt, die sich zunehmend technologisiert und immer weiter von der Natur entfernt, sind dies Versuche, das Künstliche und die Natur wieder in Einklang zu bringen und den technologisierten Menschen mit der Erde und Natur zu verbinden.

Urban Nation - Gaia Reborn - Vision von Gaia, Mutter Erde

Johnson Tsang, Ausstellung Gaia Reborn im Urban Nation Berlin

Es wächst etwas im Museum

Ein gutes Beispiel ist die Künstlerin Diana Scherer, die mit ihrer Arbeiten die Fähigkeiten und Grenzen der Menschheit reflektieren möchte, die Natur zu beeinflussen, während sie gleichzeitig die zeitgenössische Entfremdung zwischen Menschen und der natürlichen Welt hervorhebt. In der Ausstellung „Farming Textiles“ im niederländischen Museum Kranenburgh lies sie neulich Textilien „live“ wachsen, und die Besucher konnten dieses betrachten. Diese neuen Verbindungen, nach denen wir uns sehnen, sind das Gegenteil der Kolonialisierung der Natur; es ist ein Neubinden, ein Zurückbringen, ein Wiederzusammenwachsen von Natur und zeitgenössischer Menschlichkeit.

Diana Scherer,  Ausstellung Farming Textiles im Museum Kranenburgh (Bild: F. Prins, 2023) 

Kritische Reflexion und neue Perspektiven

Trotz des Wunsches nach einer harmonischeren Beziehung zur Natur werden auch kolonialistische Denkmuster im Umgang mit ökologischen Themen zunehmend hinterfragt. Projekte wie The Roots of Our Hands Deep as Revolt, Entangled Colonialities of the Green im Kunstraum Kreuzberg werfen Licht auf die historischen und kulturellen Aspekte der Kolonialisierung von Natur und Umwelt. Diese kritische Reflexion fordert uns dazu auf, nicht nur eine romantisierte Vorstellung von Naturverbundenheit zu pflegen, sondern auch die komplexen Beziehungen zwischen Mensch, Natur und Machtstrukturen zu erkennen.

Ein neuer Dialog mit der Natur

In einer Zeit, in der die Bedrohung durch den Klimawandel immer präsenter wird, gewinnt die ökologische Kunst eine zunehmende Relevanz. Sie lädt dazu ein, die Menschheit als Teil eines größeren ökologischen Gefüges zu betrachten und neue Wege zu finden, um mit der Natur im Einklang zu leben. Durch künstlerische Interventionen und kritische Reflexionen öffnet sie Türen zu einem tieferen Verständnis für unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und den vielfältigen Beziehungen, die sie prägen.

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