Interviews Reise-Special

Beach Cleanup mit einem Lachen – Müll sammeln am Strand

Für viele Reisende ist es ein Schock, wenn sie zum ersten Mal an einen sogenannten Traumstrand reisen und dort statt weißem Sand jede Menge Plastikmüll vorfinden. So ging es auch der Kölnerin Eva Pollmeier auf einer Reise an die französische Atlantikküste. Inzwischen ist das Müll sammeln am Strand für sie ein Herzensprojekt geworden und ein Beispiel dafür, wie wir auf Reisen etwas für die Umwelt tun können.

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Bei einem Beach Cleanup treffen sich Freiwillige, um am Strand gemeinsam Plastikmüll aufzusammeln. Diese Treffen werden inzwischen regelmäßig organisiert, zum Beispiel von Umweltschutzorganisationen. Doch auch Plogging oder Plalking, also das Sammeln von Müll beim Joggen oder Spazierengehen, sind längst nicht mehr nur etwas für Umweltaktivisten, sondern wachsende Trends.

Atlantic Beach Cleanup with a laugther

Auch Eva Pollmeier verbindet das Reisen mit etwas Sinnvollem. Weil ihr der Schutz der Meere und die Sauberkeit der Strände sehr am Herzen liegen, war sie letztes Jahr sechs Monate lang ehrenamtlich und selbstfinanziert unterwegs, um die dreckigsten Strände in Italien, Portugal, Spanien und Frankreich vom Müll zu befreien. Auch dieses Jahr möchte Eva mit dem Camper nach Nordspanien und Portugal reisen, um dort zwei Monate lang Plastikmüll zu sammeln. Für ihr Projekt „Atlantic Beach Cleanup with a laughter“ sammelt sie Geld über Crowdfunding. Als Gegenleistung bietet Eva Lachyoga an.

Atlantic Beach Cleanup mit einem Lachen - Muell sammeln am Strand

Im Interview hat uns Eva ein bisschen von ihrem Projekt erzählt, von ihrer Motivation und über den Umgang mit Plastik an den Stränden vor Ort.

Du hast vor 2 Jahren angefangen, auf deinen Reisen Plastikmüll zu sammeln. Wie bist du dazu gekommen?

Vor zwei Jahren wurde ich bei meiner Reise an den französischen Atlantik inspiriert, Plastikmüll zu sammeln. Aus meiner Kindheit habe ich die Strände als sauber wahrgenommen. Ich war schockiert, auf einem breiten Strand mitten in der Hochsaison Müll zu sehen. Eine gelbe Fischerkiste lag herum und so habe ich kurzerhand den Müll dort gesammelt. Das war die Initialzündung für meine sechsmonatige Reise im letzten Jahr, die mich nach Sizilien, Spanien, Portugal und Frankreich geführt hat.

Was sind die Reaktionen von Passanten, wenn du Plastikmüll am Strand sammelst?

Meistens habe ich wegen der Hitze morgens oder abends gesammelt. In der Vorsaison gab es wenig Passanten, die Strände waren menschenleer, aber voll mit Müll. Ich habe dann die Einheimischen angesprochen zur Müllproblematik. Vor allem in Sizilien ist der Umgang mit Plastik viel zu unbewusst. Mit jeder Tasse Kaffee habe ich einen kleinen Plastikbecher Wasser dazubekommen. WAHNSINN! Hygienische Gründe wurden mir auf Nachfragen genannt, ich glaube, es war die Bequemlichkeit.

In Sizilien wurde mir auch geraten, keinen Müll zu sammeln. Einen Grund habe ich nicht genannt bekommen. Später gab es in Spanien Strandspaziergänger, die mir kurzerhand geholfen haben oder die sogar selbst bei ihrem abendlichen Spaziergang sammeln.

Beach Cleanup mit einem Lachen – Müll sammeln am Strand

Würdest du anderen empfehlen, auf ihren Reisen auch Plastik zu sammeln?        

Wer die Natur liebt und schützen will, tut dies hoffentlich sowieso. Und jedes aufgesammelte Teil hilft der Natur und damit letzten Endes dem Menschen. Also: absolut empfehlenswert. Ich sehe es als eine Art Meditation.

Hast du praktische Tipps fürs Plastiksammeln auf Reisen?

Am einfachsten ist es, sich einer Gruppe anzuschließen, z. B. der Surfrider Foundation. Die bieten Termine an in Europa und haben Materialien dabei wie Mülltüten und Handschuhe.

Ansonsten: kleine Plastiktüte mitnehmen, wenn man unterwegs ist, um den Müll zu verstauen. Und wenn nur ein anderer Mensch sieht, dass Du Müll sammelst und dann zum Nachdenken angeregt wird, ist schon viel erreicht.

Wo entsorgst du das gesammelte Plastik?

Das gesammelte Plastik habe ich in den Müllcontainern entsorgt, bzw. wenn es keine Mülleimer gab, mit in meinem Van bis zum nächsten Ort gefahren. Eine klassische Mülltrennung wie bei uns gibt es nicht überall in Europa.

Ist Plastiksammeln Trend? Was hältst du von Plalking und Plogging?

Ich finde es super, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden. So bin ich auch dazugekommen, Beach Cleanups zu machen, einfach weil ich das Meer und die Strände liebe. Und wenn ich eh am Strand entlanglaufe, dann kann ich mich auch mal bücken und Müll aufsammeln. Ich hoffe, dass Plalking und Plogging noch lange im Trend bleiben. Plogging mache ich selbst gelegentlich.

Was hast du aktuell vor, wenn du dein Crowdfunding-Ziel erreicht hast?

Zunächst werde ich die Materialien einkaufen, wie einen Bollerwagen, um die Plastiksäcke bequemer transportieren zu können, die ich bisher hinter mir her geschleift habe. Und dann geht es Ende Juni schon los. Ich freue mich darauf, mich in der Natur zu bewegen und Gutes zu tun.

Du bietest als Gegenleistung für die Unterstützung Lachyoga an. Geht das auch online oder nur vor Ort?

Vor Ort und persönlich ist immer noch das Beste. An online habe ich gar nicht gedacht…wäre mal eine Überlegung wert, hihihahahoho. Mit Sicherheit werde ich an den Stränden in Nordspanien und Portugal wieder Lachyoga anbieten.

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Crowdfunding: Eva unterstützen beim Müll sammeln am Strand

Evas Crowdfunding-Projekt auf EcoCrowd läuft noch bis Ende Mai. Mit dem Geld finanziert sie diverse Utensilien, die sie zum Müll sammeln am Strand braucht. Außerdem soll aus dem Projekt eine Fotoausstellung werden, die für das Thema sensibilisert. Und hoffentlich auch andere dazu inspiriert, mit einem Beach Cleanup auf Reisen das Angenehme mit den Nützlichen zu verbinden und zu sauberen Stränden und zum Umweltschutz beizutragen.

Beach Cleanup mit einem Lachen – Müll sammeln am Strand

Mehr Bilder: Atlantic Beach Cleanup auf Instagram.

3 Kommentare

  1. Naturschutz ist sowieso primär Menschenschutz. Der Natur ist es egal, wie der Strand aussieht. Müll hält sogar den Menschen ab, was für die Natur von Vorteil ist. Auch eine erhöhte CO2-Konzentration verkraftet die Natur allemal, genauso wie massives Artensterben, oder gar ein Atomkrieg. Wenn dann alle Störenfriede weg sind, hat sie wieder genug Zeit, sich zu erholen. Also, hören wir auf damit, zu glauben, wir würden damit „die Natur schützen“. In Wahrheit heißt das „eine lebenswerte Umwelt erhalten“.

  2. Ja, das finde ich auch voll gut. Wenn jeder etwas von dem Müll einsammel würde, wären wir schon ein ganzes Stück weiter. Zukünftig muss aber unbedingt vermieden werden, dass im großen Stiel immer noch Abfall im Meer entsorgt wird. Oder dass gesunkene Schiffe einfach liegen gelassen werden.
    Schöne Grüße

  3. Hallo,
    ich werde vom 17.1.-28.2.2020 in Portugal sein, erst in Nazare, die letzte Woche in Cascais. War letztes Jahr mit meinem Sohn da und wir haben Plastik in Mengen gesammelt.
    Gibt es in der Zeit irgendwelche Aktionen in Portugal?
    Gemeinsam sammeln geht leichter!

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