Öko-Tipps

Selbstversorger – 7 Tipps für mehr Lebensmittelautarkie

Mit den vielen Weltkrisen der letzten Jahre stellen sich immer mehr Menschen die Frage: Was kann ich tun, um unabhängiger zu werden und die Versorgung mit Energie und Lebensmitteln selbst in der Hand zu nehmen? Wir gehen hier der Frage auf den Grund, inwieweit das Leben als Selbstversorger auch nachhaltig ist und teilen wertvolle Tipps, wie wir ein Leben als Selbstversorger sinnvoll und ökologisch gestalten können.

Nicht jeder Mensch muss komplett autark werden, dies ist weder nachhaltig noch in Deutschland praktisch umsetzbar. Trotzdem kann es sinnvoll sein, das Leben unabhängiger von den Lebensmittelketten zu gestalten. Das Leben als Selbstversorger kann, wenn hier richtig angesetzt wird, günstiger und ökologischer sein. Dadurch, dass weniger konsumiert wird, werden weniger Ressourcen verbraucht: ein Gewinn für Umwelt, Klima und Geldbörse. Außerdem macht die Lebensmittelautarkie auch resistenter für Krisen.

Selbstversorger: Minimalismus und Selbermachen

In der Regel sind Selbstversorger aus purer Notwendigkeit sehr sparsam mit Ressourcen. Materialien werden weitgehend wiederverwendet, oft entstehen kreative Ideen für Upcycling und Recycling. Dies bedeutet eigentlich automatisch einen Zero-Waste-Lebensstil, wobei die Kreisläufe größtenteils lokal stattfinden. Als Selbstversorger lebt man eher minimalistisch und benutzt nur, was wirklich gebraucht wird. Der eigene Anbau von Lebensmitteln ersetzt den Gang in den Supermarkt, durch Selbermachen wird auf viele Konsumgüter verzichtet. Auch wenn die Utopie der Lebensmittelautarkie oft nicht zu 100 % aufgeht, kann jeder sich von dem Ansatz des Selbstversorgers für ein nachhaltigeres und sinnvolleres Leben inspirieren lassen.

  1. Der Indoor-Garten: Kresse, Sprossen, Kräuter und Salate

Kräuter, Sprossen und Kresse wachsen schnell, brauchen wenig Platz und sind sehr gesund. Selbst auf kleinstem Raum können wir schon unsere Lebensmittelversorgung selbst in die Hand nehmen! Auch hier geht es darum, die Möglichkeiten optimal zu nutzen. Kräuter, Kresse und Sprossen wachsen auch wunderbar auf dem Fensterbrett in der Wohnung. Hier kann eine schöne Kresseschale, ein Sprossenglas oder eine Sprossenwand ganz praktisch und auch dekorativ sein. Auch für Kräuter und Salate zuhause gibt es wunderbare Lösungen wie Kräuterkammern oder sogar ganze hydrophonische Indoor-Gärten. Weitere Indoor-Garten-Design-Tipps gibt die Umweltaktivistin Summer Rayne Oaks im Interview.

Indoor-Garten: Umweltaktivistin Summer Rayne Oaks
  1. Der Bio-Gemüsegarten für Selbstversorger

Sich selbst versorgen mit eigenem Garten? Hört sich schön an, ist natürlich auch eine Menge Arbeit. Für eine vollständige Versorgung vom eigenen Gemüsegarten braucht es eine Anbaufläche von ca. 100 m2 pro Person. Das ist noch ohne die Fläche, die zusätzlich für Obstbäume gebraucht wird, gerechnet. Aber auch mit einem kleineren Garten kann schon vieles aus dem täglichen Bedarf gedeckt werden. Selbst auf dem Balkon können mit eigenem Balkonhochbeet viele Gemüsesorten und Kräuter angebaut werden.

Wer erst mit dem Gärtnern anfängt, sollte am besten erstmal mit einer kleineren Fläche anfangen und Gemüsesorten auswählen, die relativ leicht wachsen können. Ein wenig Planung ist schon hilfreich, auch damit es ab Frühling bis Spätherbst Ertrag aus dem Selbstversorger-Gemüsegarten gibt und nicht alles gleichzeitig geerntet werden muss. Salate und Kräuter gehören auf jeden Fall dazu und können auch über einen längeren Zeitraum geerntet werden. Fruchtgemüse wie Gurken, Zucchini und Kürbis sowie Tomaten, Paprika und Chili geben auch im kleineren Garten, auf dem Balkon oder im Gewächshaus schon was her. Wurzelgemüse wie Möhren, Rote Bete und Pastinaken sowie Kohlarten und Hülsenfrüchte wie Bohnen und Erbsen sollten im Selbstversorger-Garten nicht fehlen. Wer etwas mehr Gartenfläche zur Verfügung hat, baut auch Zwiebeln, Knoblauch und Kartoffeln für den Eigenbedarf an.

 

Wichtig für den Bio-Gemüsegarten ist auf jeden Fall gutes Bio-Saatgut. Neben Gartencenter und spezialisierten Online-Shops können auch nachbarschaftliche Tauschbörsen hierfür behilflich sein. Wer ökologisch gärtnern will, verzichtet auf jeden Fall auf chemische Pestizide, Insektizide und synthetischen Dünger.

  1. Food Forest oder Waldgarten

Die Idee eines essbaren Waldes stammt aus der Permakultur und soll einen natürlichen Wald nachbilden. Der Waldgarten (auf Englisch „Food Forest“) besteht aus verschiedenen Schichten wie einer Baumschicht, einer Strauchschicht und einer Gemüse- und Krautschicht. Es dauert natürlich eine Weile, bis der Waldgarten auch als Ökosystem funktioniert und auch eine Ernte liefert, dafür reguliert sich der Garten aber auch zunehmend selbst. Der Waldgarten beinhaltet eine große Diversität an Bäumen und Pflanzen, die viel Nahrhaftes zu bieten haben: Obst- und Nussbäume, Obststräucher und Wildobststräucher, essbare Kräuter und Wildpflanzen sowie Wurzelgemüse. Der Waldgarten wird am besten in sogenannten Gilden angelegt. Die Gilden sind verschiedene Pflanzen, die sich gegenseitig fördern. So können Obstbäume oft besser wachsen, wenn in der Umgebung Helferpflanzen wachsen.

  1. Boden, Dünger, Kompost und Hydrophonik

Die Grundlage für einen guten Gemüsegarten oder Waldgarten ist ein gesunder Boden. Ist der Boden im ökologischen Gleichgewicht, geht es auch den Pflanzen gut und wir können eine gute Ernte erwarten. Für die Versorgung des Gartenbodens ist ein gut funktionierender Komposthaufen sehr hilfreich. Mit Hilfe vieler Bodenlebewesen wird unser Bioabfall in für den Boden wertvollen Humus verarbeitet. Wer nur einen sehr kleinen Garten oder Balkon hat, kann sich auch eine Wurmkiste besorgen, die wie ein Mini-Komposter funktioniert. Der eigene Kompost kann mit natürlichem Mist angereichert werden, zum Beispiel Pferdemist von Pferden aus der direkten Umgebung. Statt mit einer Monokultur ganz viel von einer Sorte anzubauen, ist es für den Boden gut, wenn verschiedene Gewächse durch- und nacheinander angebaut werden.

Interessant als Alternative oder Ergänzung zum traditionellen Gemüsegarten ist auch der Ansatz des Hydrophonik-Systems. Hier leben Pflanzen und Fische in einem sich gegenseitig ernährenden System zusammen: Die Pflanzen bekommen Nährstoffe direkt von den Fischen und kommen ohne Boden aus. Der Vorteil ist, dass die Pflanzen schneller wachsen als in der Erde, weniger Platz nutzen und weniger Wasser verbrauchen.

  1. Zusammen macht stark: Gemeinschaft und Nachbarschaft nutzen

Autark werden und sich vernetzen hört sich vielleicht gegensätzlich an. Aber gerade wer sich von dem regulären Konsum abkoppeln möchte, braucht neue Verbündete. Das aktive Nutzen von nachbarschaftlichen Netzwerken kann ein wichtiger Baustein sein, damit das Leben als Selbstversorger überhaupt eine Chance hat. Ob es jetzt um das Tauschen von Saatgut, Ernte, Mist, Werkzeugen oder Materialien geht: Die Nachbarschaft macht vieles einfacher, was man alleine nicht schafft. Das ist auch einer der Gründe, warum viele Menschen sich wieder in Gemeinschaften zusammentun, Ökoprojekte, Ökodörfer oder auch losere Nachbarschaftsstrukturen und lokale Tauschbörsen gründen. Es macht auf jeden Fall Sinn, sich bei der Vorbereitung als Selbstversorger zu informieren, wo man sich niederlässt und wie das nachbarschaftliche Leben dort aussieht.

  1. Mundraub und Wildkräuter sammeln

Nicht nur im eigenen Garten, auch in der wilden Natur und auf Gemeinschaftsflächen gibt es jede Menge natürliche Lebensmittel, die frei verfügbar sind. Die ersten Selbstversorger waren Jäger und Sammler, der Mundraub gehörte zum Überlebensmodell. Auch wenn wir jetzt nicht zurück in die Steinzeit müssen, können wir vieles davon lernen, wie die Menschen damals in der wilden Natur überleben konnten. Für das Sammeln von Streuobst muss man wissen, wo es in der Gegend etwas zu pflücken gibt, genau dafür wurde die deutschlandweit aktive Plattform Mundraub.org entwickelt. Auf der Mundraub-Karte und in der Mundraub-App sind Obstbäume und Sträucher eingezeichnet, wo es etwas zu pflücken gibt. Aber auch Wildkräuter und essbare Pilze können zu einer wichtigen kulinarischen Quelle werden, wenn man sich gut auskennt. Was für viele als Unkraut gilt, kann für Kenner zum täglichen köstlichen Wildkräutersalat verwendet werden.

Für das Erkennen von Pflanzen und Kräutern gibt es verschiedene nützliche Apps wie Naturblick, Plantnet und Flora Incognita, die die Suche nach essbaren Pflanzen wesentlich erleichtern können. Wichtig ist jedoch, sich immer gut zu informieren, damit man nicht irgendetwas isst, was giftig ist. Außerdem sollte die Achtung vor der Natur immer an erster Stelle stehen und nur so viel gepflückt werden, dass es dem natürlichen Vorkommen der Pflanzen nicht schadet. In Naturschutzgebieten gelten oft sehr strenge Auflagen und das Pflücken von Blumen und Pflanzen ist dort meistens untersagt.

  1. Lebensmittel aufbewahren und haltbar machen

Total unterschätzt, aber ganz essentiell sind das Aufbewahren und Haltbarmachen von Lebensmitteln. Ob aus dem eigenem Garten oder von der Obstwiese, die Kunst des Aufbewahrens ist eigentlich die zentrale Aufgabe jedes Selbstversorgers. Die richtigen Behälter sowie eine gute Einteilung und Planung sind dabei sehr wichtig. Was ist wie lange haltbar? Was sollte bis wann gegessen werden? Wie können Lebensmittel so verarbeitet werden, dass sie lange haltbar sind und ihre Qualitäten möglichst gut erhalten werden?

Lebensmittel aufbewahren mit Bio-Bienenwachstücher von Toff & Zürpel

Manche Lebensmittel lassen sich in einem kühlen, dunklen Keller auch gut und lange lagern, aber oft lohnt sich auch die Verarbeitung, damit eine längere Haltbarkeit erlangt wird und nichts weggeschmissen werden muss. Ganz klassisch ist natürlich das Einwecken von Obst und Gemüse. Obst kann leicht in großen Mengen eingekocht und anschließend eingeweckt werden. Kräuter können getrocknet oder zu Pesto oder mit Gemüse zu Brotaufstrichen verarbeitet werden. Es braucht nicht immer die schicksten Weckgläser, besonders nachhaltig ist auch die Wiederverwendung alter Gläser. Für das Aufbewahren von Lebensmitteln können außerdem auch Brotboxen, Lebensmittelbehälter und Bienenwachstücher zum Einsatz kommen.

 Selbstversorgen mit der Sonne

Wir fokussieren uns hier in dem Artikel auf die Selbstversorgung mit Lebensmitteln. Für ein autarkes Leben ist aber natürlich auch die Energie-Autarkie sehr wichtig. Das muss nicht immer nur groß gedacht werden: Neben den richtigen Systemen für Solarstrom und Wärme können gerade kleine Geräte und Hilfsmittel den Unterschied machen. Solarlampen wie der Little Sun schaffen im Kleinen schon eine gewisse Autarkie, auch Solarladegeräte, Solarbeleuchtung, Solarwärmeanlagen und Solarpumpen können ihren Beitrag leisten, um sich von der Steckdose unabhängig machen zu können.

Selbstversorger: Schritt für Schritt zur Lebensmittelautarkie

Das Lebensmodell als Selbstversorger fordert viel Engagement und Ausdauer, kann aber auch sehr bereichernd sein. Es können ganz neue Möglichkeiten des Lebens und Zusammenlebens entstehen und es schafft ein gutes Gefühl. Wichtig ist, nicht alles gleichzeitig schaffen zu wollen. Gehen Sie die Umsetzung Schritt für Schritt an und gehen Sie davon aus, dass Sie am Anfang viele Fehler machen werden. Allmählich lernt man dazu und die Aufgaben und Arbeiten, die zu der Lebensmittelautarkie dazugehören, werden zum selbstverständlichen Bestandteil des Alltags.

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